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Immer dem rechten Nasenloch nach!

Erde|Umwelt

Immer dem rechten Nasenloch nach!
Ein italienisch-deutsches Forscherteam hat das Geheimnis des Orientierungssinns von Brieftauben gelüftet: Die Vögel benötigen nicht das Magnetfeld der Erde, um rasch wieder nach Hause zu finden, sondern ihren Geruchssinn. Vor allem das rechte Nasenloch scheint hier eine Schlüsselrolle zu spielen, konnten die Forscher in einem Versuch zeigen: Brieftauben mit verstopftem rechten Nasenloch brauchten wesentlich länger, um aus einer ihnen unbekannten Gegend nach Hause zu fliegen, als Vögel, bei denen das linke Nasenloch abgedichtet war. Dabei wählten die Tiere mit dem blockierten rechten Nasenloch nicht nur eine deutlich längere Route, sondern machten auf dem Flug auch mehr Zwischenstopps als die anderen Vögel. Sie brauchten demnach anscheinend mehr Zeit, um die für die Orientierung notwendigen Gerüche einzufangen. Das rechte Nasenloch muss also deutlich geruchsempfindlicher sein als das linke, schreiben die Wissenschaftler um Anna Gagliardo.

Brieftauben sind für ihre unnachahmliche Fähigkeit bekannt, stets den Weg nach Hause zu finden. Frühere Studien hatten bereits darauf hingedeutet, dass sie sich dabei auf verschiedene Systeme stützen – ihren Sehsinn, das Erdmagnetfeld und möglicherweise auch ihren Geruchssinn. Wie wichtig letzterer für den Orientierungssinn der Vögel tatsächlich ist und welche Rolle die beiden Nasenlöcher spielen, wollten die Ornithologen um Gagliardo nun herausfinden. Dazu statteten sie Brieftauben mit kleinen GPS-Sendern aus. Zehn Vögeln packten sie einen Gummistopfen in das linke Nasenloch, neun verstopften sie auf diese Weise das rechte Nasenloch, und weitere neun Tiere dienten mit einer freien Nase als Kontrollgruppe. Die Forscher schickten die Vögel dann auf eine etwa 40 Kilometer lange Reise: Sie sollten den Weg aus einer ihnen unbekannten Gegend zu ihrem Heimatstandort in Pisa finden. Die Wissenschaftler verfolgten dabei die Reiserouten der einzelnen Vögel.

Die Tauben brauchten unterschiedlich lange, um an ihrem Heimatstandort anzukommen, beobachteten die Wissenschaftler: Während die Brieftauben aus der Kontrollgruppe durchschnittlich knapp über drei Stunden benötigten, flogen die Vögel mit verstopftem linken Nasenloch etwa vier Stunden. Die Tiere, bei denen das rechte Nasenloch abgedichtet war, brauchten im Schnitt sogar sieben Stunden und vierzig Minuten. Den Grund für die verzögerte Ankunft fanden die Forscher heraus, als sie die Routen der Vögel genauer untersuchten: Die Tauben, die mit dem rechten Nasenloch nicht frei atmen konnten, flogen im Gegensatz zu den anderen Vögeln nicht nur deutlich längere Wege, sondern drehten auch mehr Kreise, und sie machten wesentlich mehr Zwischenstopps.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Tauben mit abgedichtetem rechten Nasenloch mehr Zeit als die anderen Vögel benötigten, um aus den Düften des Windes Anhaltspunkte für ihre Position und die weitere Route zu finden, und daher auch öfter rasteten. Die Tatsache, dass das rechte Nasenloch den besseren Riecher hat, deute nach Ansicht der Wissenschaftler darauf hin, dass es bei der Verarbeitung von Geruchsinformationen eine besondere Rolle spielt.

Anna Gagliardo (Universität in Pisa) et al: Journal of Experimental Biology, doi: 10.1242/jeb.049510 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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