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Warum Erwachsene für Babys immer Recht haben

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Warum Erwachsene für Babys immer Recht haben
Kinder setzen schon im Alter von zehn Monaten Größe mit Stärke und Überlegenheit gleich, haben US-Psychologen gezeigt: Wenn in einem kleinen Trickfilm zwei verschieden große Figuren aufeinandertreffen, erwarten die Kinder, dass die kleine Figur ausweicht, um der großen Platz zu machen. Tritt der umgekehrte Fall ein und die große Figur macht der kleinen Platz, reagieren die Kinder mit Erstaunen und schauen die unerwartete Szene länger an, berichtet Lotte Thomsen, die die Studie mit ihren Kollegen an der renommierten Harvard-Universität durchgeführt hat. Ihre Ergebnisse zeigen, dass bereits Babys verstehen, was soziale Dominanz ist, und aus der Größe schließen, wer bei einer Auseinandersetzung gewinnen wird. Dieses Verständnis scheinen die Kleinen im Alter zwischen acht und zehn Monaten zu entwickeln, schreiben die Forscher.

Die Körpergröße ist fast im gesamten Tierreich ein Indikator für die soziale Stellung eines Gruppenmitglieds. Viele Tiere wie zum Beispiel Katzen oder Vögel machen sich zudem absichtlich größer, um einen Gegner mit scheinbarer Stärke zu beeindrucken. Wenn sie dagegen Unterwürfigkeit demonstrieren wollen, machen sie sich besonders klein, wie es beispielsweise häufig bei Hunden zu beobachten ist. Auch Menschen verhalten sich ähnlich: So sitzen etwa Könige oder andere Herrscher auf einem erhöhten Thron, tragen eine aufwendige Krone und Kleidung, die sie größer erscheinen lassen. Untergebene machen sich umgekehrt kleiner, in dem sie sich hinknien.

Offenbar haben schon Kleinkinder ein Gespür für diese soziale Hierarchie, schließt Thomsen aus ihren Ergebnissen. Sie und ihre Kollegen hatten untersucht, wie Kinder im Alter zwischen 8 und 16 Monaten auf verschiedene Filmszenen reagierten. „Kinder betrachten etwas länger, wenn es für sie überraschend ist“, erläutert die Psychologin. In den Filmszenen bewegten sich zwei blockförmige Figuren mit Auge und Mund aufeinander zu, wobei klar war, dass sie nicht aneinander vorbei konnten. In einigen Sequenzen wich anschließend die kleinere Figur aus, in anderen die größere. Machte die kleinere Figur Platz, schauten die Kinder im Durchschnitt 12 Sekunden hin, beobachteten die Forscher. Räumte hingegen die große Figur das Feld, ließen die kleinen Probanden ihren Blick im Schnitt 20 Sekunden nicht vom Monitor.

Das Ausweichen der großen Figur war demnach für die Kinder offenbar überraschend, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler. Das galt allerdings nur für die älteren Kinder: Während die 10 bis 16 Monate alten Testteilnehmer praktisch immer auf diese Weise reagierten, zeigten acht Monate alte Babys dieses Verhalten noch nicht. „Unsere Studien zeigen zum ersten Mal, dass kleine Kinder Vorgänge verstehen, bei denen die Handelnden widersprüchliche Ziele verfolgen und dass ihnen die Fähigkeit zur Verfügung steht, vorherzusagen, wer siegen wird“, erläutert Susan Carey, eine Mitautorin der Studie. Dieses Wissen könne Kindern helfen, die komplexen Strukturen ihrer sozialen Umgebung zu verstehen.

Lotte Thomsen (Harvard-Universität) et al: Science, Bd. 331, S. 477 dapd/wissenschaft.de – Marianne Diehl
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