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Es ist ein Mädchen!

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Es ist ein Mädchen!
Forscher haben ein 160 Millionen Jahre altes Fossil entdeckt, das erstmals eine Unterscheidung zwischen männlichen und weiblichen Flugsauriern erlaubt: Die Überreste des Sauriers, der zur 2009 entdeckten Gattung Darwinopterus gehört, wurden zusammen mit einem Ei in Felsgestein im Nordosten des heutigen Chinas konserviert. Die Anwesenheit des – offenbar ungelegten – Eis zeige eindeutig, dass es sich bei dem Tier um ein Weibchen gehandelt haben muss, sagen die Forscher. Diese Erkenntnis erlaubt unter anderem den Schluss, dass weibliche Flugsaurier anders aussahen als ihre männlichen Artgenossen: Ihnen fehlte offenbar der für die Männchen typische auffällige Knochenkamm auf dem Kopf, und sie besaßen eine deutlich breite Hüftpartie. Zudem scheinen die Flugsaurier bei der Fortpflanzung auf ein System gesetzt zu haben, das eher dem heute lebender Reptilien als dem von Vögeln ähnelt, berichtet ein internationales Forscherteam um Jungchang Lü.

“Pterosaurier waren fliegende Reptilien, die im Mesozoikum, also vor 220 bis 65 Millionen Jahren, die Lüfte beherrschten”, erläutert David Unwin von der britischen University of Leicester, einer der Koautoren der Studie. “Viele dieser Saurier hatten Kopfkämme, die bis zu fünf Mal so groß sein konnten wie der Schädel selbst.” Welche Funktion dieser auffällige Kopfschmuck erfüllte, war bisher unklar. Es gab allerdings die Vermutung, dass vor allem die Männchen diese Kämme besaßen, etwa um Konkurrenten zu beeindrucken oder Weibchen zu betören. Da es bis jetzt jedoch keine zuverlässige Möglichkeit gab, das Geschlecht eines Skeletts zu bestimmen, konnte auch diese These nicht bestätigt oder verworfen werden.

Der neue Fund aus der chinesischen Liaoning-Provinz zeigt nun ein Exemplar der Flugsaurier-Gattung Darwinopterus, das offenbar gerade dabei ist, ein Ei zu legen. Das demnach eindeutig weibliche Fossil, von den Forschern “Mrs. T” getauft, erlaubt es daher erstmals, die typischen Kennzeichen weiblicher und damit auch männlicher Flugsaurier genau zu bestimmen. “Mrs. T besitzt zwei Merkmale, die sie von ihren männlichen Artgenossen unterscheiden”, berichtet Unwin. “Sie hat eine relativ breite Hüfte und keinen Kamm auf dem Kopf. Die Männchen besitzen dagegen einen ausgeprägten Kamm und haben eher schmale Hüften.”

Weiterhin verrät der ungewöhnliche Fund auch viel über die Fortpflanzung der Flugsaurier. “Das Ei von Mrs. T. ist relativ klein und hat eine weiche Hülle”, sagt Unwin. “Das ist typisch für heutige Reptilien, während Vögel eher große Eier mit einer harten Schale legen.” Diese Beobachtung deute darauf hin, dass die Darwinopterus-Weibchen – genau wie viele Reptilien – ihre Eier im Boden vergruben und sich danach nicht mehr um sie kümmerten. “Das Geschlecht ist eines der wichtigsten biologischen Merkmale – aber es ist bei fossilen Funden extrem schwer zu bestimmen”, erläutert Unwin. Ein Fund wie Mrs. T sei so einzigartig, dass der Ausdruck “einmal im Leben” nicht ausreiche. “Einen solchen Fund macht man einmal in zehn Leben”, sagt der Forscher. “Er bringt uns einen riesigen Schritt weiter.”

Jungchang Lü (Chinese Academy of Geological Sciences) et al: Science, doi: 10.1126/science.1197323 dapd/wissenschat.de – Christine Amrhein
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