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Eigenwilliger Hausschmuck

Erde|Umwelt

Eigenwilliger Hausschmuck
Schwarzmilane haben eine ungewöhnliche Strategie entwickelt, mit der sie ihren Artgenossen ihren Status klarmachen: Statt ihre persönlichen Qualitäten durch ein prachtvolles Federkleid zur Schau zu stellen, schmücken hochrangige Milane ihre Nester mit Plastikfetzen. Das hat jetzt ein spanisches Forscherteam entdeckt. Die Greifvögel haben sogar eine besondere Vorliebe, wenn es um die Farbe der Innenausstattung geht: Vor allem weißer Kunststoff ist für den Hausschmuck begehrt. Je mehr Plastikschnipsel die Vogelpaare dabei in ihren Nestern sammelten, desto mehr Nachwuchs hatten sie und desto erfolgreicher verteidigten sie ihr Territorium gegenüber eindringenden Artgenossen. Tierische Bauten geben demnach weit mehr Informationen preis als bisher angenommen, berichten die Wissenschaftler um Fabrizio Sergio.

Die Wissenschaftler um Sergio beobachteten im Donana-Nationalpark im Südwesten Spaniens eine Population von Schwarzmilanen, bei der Alter und Körpergröße der einzelnen Vögel bekannt waren. Insgesamt 127 Nester nahmen die Forscher dabei genauer in den Fokus: Sie beobachteten, dass sowohl die männlichen als auch die weiblichen Raubvögel etwa 20 Tage vor der Eiablage damit anfingen, Plastikstückchen in die Nester zu tragen und sie dort gut sichtbar zu platzieren. 77 Prozent aller Nester wurden auf diese Weise von den Milanen dekoriert. Die Vögel bevorzugten dabei eine bestimmte Farbe: 29 von 33 Paaren sammelten ausschließlich weiße Plastikfetzen, während die anderen vier Pärchen offensichtlich keine so ausgeklügelte Farbpräferenz hatten.

Zudem fand sich nicht in jedem Vogelnest gleich viel von den Schmuckstücken: Während sehr junge Vögel ihre Nester eher spärlich dekorierten, nahm die Zahl der Kunststoffschnipsel bis zu einem Alter von zehn bis zwölf Jahren deutlich zu. Die Vögel mit der üppigsten Nestzierde waren zwischen sieben und zwölf Jahre alt. Vögel, die ihre Nester gar nicht schmückten, waren hingegen entweder noch sehr jung oder aber schon älter. Die Forscher beobachteten, dass die Tiere mit den meisten Plastikstückchen im Nest durchschnittlich mehr Nachwuchs hatten als die Vögel, die ihre Nester weniger verzierten. Außerdem verteidigten sie ihren Lebensraum gegenüber aufdringlichen Artgenossen erfolgreicher als die anderen, wurden aber auch häufiger angegriffen.

Interessanterweise ließen sich die meisten Vögel nicht dazu hinreißen, zu betrügen, entdeckten die Biologen, als sie zu den bereits vorhandenen Plastikschnipseln weitere weiße Stückchen in den Nestern platzierten. Zwar behielten 85 Prozent der stärkeren Vögel mittleren Alters die untergejubelten Teile in ihren Nestern. Von den jüngeren und älteren, denen offenbar sehr viel weniger Plastikschmuck zustand, warfen ganze 87 Prozent die zusätzliche Dekoration gleich wieder aus dem Nest. Die Vögel scheinen also zu ahnen, dass das Mogeln kontraproduktiv gewesen wäre, schließen die Forscher. Die Nestdekoration sei demnach ein deutliches Signal, das Informationen über die Qualität des Territoriums sowie die Überlebensfähigkeit und Dominanz der Vögel weithin sichtbar übermittelt, resümiert das Team.

Fabrizio Sergio (Spanish National Research Council) et al: Science, doi: 10.1126/sciene.1199422 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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