Für die aktuelle Studie sammelten die Forscher um Brock nun 35 Dictyostelium-Zellkolonien aus Bodenproben von zwei Forschungsstationen in Virginia und Minnesota. Sie konnten beobachten, dass einige der Fruchtkörper am Kopf neben den Sporen auch Bakterien enthielten: Tupften sie den Inhalt der Fruchtkörperköpfe auf einen Nährstoffboden, wuchsen in 36 Prozent der Fälle neue Bakterienkolonien heran. Auch als die Forscher die Schleimpilzkolonien – angeregt durch Licht – zu einer bakterienfreien Stelle wandern ließen, bildeten sich dort hinterher neue Bakterienkolonien.
Offenbar lagerten die Schleimpilze die Bakterien nach dem Ernten im Fruchtkörper ein, um sie in schlechten Zeiten an einem anderen Ort wieder aussäen und so erneut ernten zu können, interpretieren die Forscher ihre Beobachtung. Dadurch können sie für die nachwachsenden Zellgenerationen neue Bakterienkolonien an Stellen heranzüchten, an denen es keine Nahrung gibt. Die Bakterien wiederum profitieren von diesem System, weil sie so Gebiete erobern können, die sie ohne die Schleimpilze gar nicht erreicht hätten.
Bisher ist ein derartiges landwirtschaftliches Gebaren nur von einigen wenigen staatenbildenden Insekten bekannt, erläutern die Forscher. Dass es sowohl in diesen Fällen als auch beim Schleimpilz sozial lebende Organismen sind, die derart vorausschauend mit ihren Ressourcen umgehen, ist ihrer Ansicht nach kein Zufall: Soziale Arten seien ungewöhnlich gut strukturiert, und das Säen und Ernten der eigenen Nahrung bringt ja nicht nur ihnen, sondern auch vielen nachfolgenden Generationen Vorteile.