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Schluss mit Mittelmeeridylle

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Schluss mit Mittelmeeridylle
Eine spanische Studie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Zumindest die moderne mediterrane Ernährungs- und Lebensweise schützt nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Krankheitsrisiko ist für die Bevölkerung des Mittelmeerraums vielmehr ebenso hoch wie in den USA und sogar höher als in Großbritannien, haben Ärzte jetzt bei Untersuchungen im andalusischen Malaga gezeigt. Die Forscher um Ricardo Gomez-Huelgas hatten darin 2.270 Patienten auf Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Das niederschmetternde Ergebnis: Die meisten Südspanier waren übergewichtig, bewegten sich zu wenig und hatten viel zu hohe Cholesterinwerte. Besonders hoch war dabei das Risiko für Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau, berichten die Forscher.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Haupttodesursache in vielen entwickelten Ländern: In Spanien stirbt jeder Dritte daran, in Deutschland sind es sogar knapp 42 Prozent. Zu den Risikofaktoren gehören das Alter, männliches Geschlecht, Rauchen, zu viele Blutfette, Bluthochdruck, viel Bauchfett, Diabetes, Bewegungsmangel, Alkohol, eine psychosoziale Verarmung und eine ungesunde Ernährung mit wenig Obst und Gemüse. Während manche Faktoren, wie das Alter, nicht verändert werden können, lassen sich andere durch eine Veränderung des Lebensstils leicht beeinflussen.

Als Beleg dafür wurden bisher häufig die Mittelmeerländer herangezogen. Dort, so die Argumentation, seien die Menschen entspannter und ernährten sich vor allem von wertvollen, lokal angebauten und nicht industriell erzeugten Produkten, mit viel Fisch und pflanzlicher Kost auf dem Speiseplan. Doch dieses idealisierte Bild stimmt so schon lange nicht mehr, sagen die Forscher um Gomez-Huelgas. Die Studien, die diese Vorstellung geprägt hätten, seien zum einen bereits sehr alt und zum anderen sei vor allem die ländliche Bevölkerung untersucht worden. In den vierzig Jahren, die seitdem vergangen sind, habe sich das Leben auch in den Ländern des Mittelmeers stark verändert: So ist die körperliche Arbeit seltener geworden, die kalorienreiche Ernährung jedoch geblieben. Auch die Art des Essens – mittlerweile muss es vor allem schnell gehen – habe sich geändert, und neue ungesunde Verhaltensweisen wie das Rauchen sind dazugekommen.

Besonders gefährdet durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind heute in Spanien wie in anderen Industrieländern auch Menschen mit einem geringen Einkommen und wenig Bildung. Gerade in dieser Gruppe finde man viele Raucher und viele Übergewichtige sowie überdurchschnittlich viele Menschen mit einem veränderten Fettstoffwechsel. Die Zahl der Betroffenen könnte daher vermutlich deutlich gesenkt werden, wenn Menschen mit geringer Bildung gezielt aufgeklärt würden, sagt Gomez-Huelgas.

Ricardo Gomez-Huelgas (Hospital Regional Universitario Carlos Haya de Málaga) et al.: International Journal of Clinical Practice, Bd. 65, S. 35 dapd/wissenschaft.de ? Marianne Diehl
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