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Nicht weinen, Mädels!

Erde|Umwelt

Nicht weinen, Mädels!
Tränen enthalten offenbar chemische Signale, die bei anderen Menschen Reaktionen auslösen können: Wenn Frauen aus Trauer weinen, führt der – nicht wahrnehmbare – Geruch ihrer Tränen zu einer Verminderung der sexuellen Erregung von Männern und einem Absinken des Testosteronspiegels, haben israelische Forscher in einer kleinen Studie nachgewiesen. Auch wenn sie es nicht getestet haben, vermuten die Wissenschaftler, dass auch die Tränen von Männern und Kindern ähnliche Signale vermitteln.

Von Mäusen ist bekannt, dass ihre die Tränen chemische Substanzen – sogenannte Pheromone – enthalten, die von ihren Artgenossen über die Nase wahrgenommen werden können und dabei bestimmte Signale übermitteln. Beim Menschen ist die Bedeutung sogenannter emotionaler Tränen, die aus Trauer geweint werden, bislang weitgehend unbekannt. Da sie jedoch eine andere chemische Zusammensetzung haben als Tränen, die als Schutz vor Staub oder Schmutz entstehen, gab es bereits zuvor die Vermutung, sie könnten ebenfalls chemische Signale enthalten.

Die Forscher um Shani Gelstein testeten nun erstmals, ob körperliche Reaktionen ausgelöst werden, wenn jemand emotionale Tränen über den Geruchssinn wahrnimmt. Dazu sammelten sie die Tränenflüssigkeit von zwei Frauen, die einen traurigen Film gesehen hatten. Anschließend befestigten sie unter der Nase von 24 männlichen Probanden nacheinander zwei Wattepads, die entweder die Tränenflüssigkeit oder eine Salzlösung enthielten. Dabei wussten weder die Teilnehmer noch die Forscher selbst, an welcher Flüssigkeit die Männer gerade schnupperten.

Obwohl die Probanden sowohl Tränen und als auch Salzlösung als geruchlos wahrnahmen, unterschieden sich ihre Reaktionen auf beide Flüssigkeiten deutlich. So fanden die Männer Fotos von Frauen sexuell weniger attraktiv, wenn sie gerade den Geruch der Tränenflüssigkeit einatmeten. Zudem ließ sich bei ihnen ein niedrigerer Testosteronspiegel und eine geringere körperliche Erregung feststellen, als wenn sie an der Salzlösung rochen.

In einem weiteren Versuchsteil betrachteten 16 weitere Probanden zunächst sexuell erregende Bilder und sahen anschließend einen traurigen Film. Dabei wurde ihre Gehirnaktivität im Magnetresonanztomographen (MRT) aufgezeichnet. Männer, die zuvor an weiblichen Tränen geschnuppert hatten, zeigten während des traurigen Films weniger Aktivität in den typischen Gehirnregionen für sexuelle Erregung als Männer, die den Duft der Salzlösung eingeatmet hatten.

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„Die Ergebnisse zeigen überzeugend, dass menschliche Tränen ein chemisches Signal übermitteln können“, schreiben die Forscher. Ob dies auch für emotionale Tränen von Männern und Kindern gelte und ob die Tränen noch andere Reaktionen auslösen könnten als ein vermindertes sexuelles Interesse, sei bislang allerdings noch unklar. Dies solle nun jedoch in weiteren Studien untersucht werden.

Shani Gelstein (Weizmann Institute of Science, Revohot) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1126/science.1198331 dapd/wissenschaft.de ? Christine Amrhein
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