Ergebnis: Alle Tiere fanden einen Weg, mit dem Trinkhalm an den Saft zu gelangen, allerdings durch zwei verschiedene Techniken mit unterschiedlicher Effizienz. Puchi und vier weitere Versuchstiere steckten den Trinkhalm durch die Öffnung in den Saft, zogen ihn dann aber wieder heraus und schlürften die Tropfen, die im Halm hängengeblieben waren. Die anderen vier Schimpansen entdeckten dagegen, wie sich ein Trinkhalm am effektivsten nutzen lässt: Sie schoben ihn in den Saft und saugten. Beide Techniken führen grundsätzlich zum Erfolg und erforderten prinzipiell auch das gleiche Maß an Intelligenzleistung und Geschicklichkeit, betonen die Forscher. Der einzige Unterschied sei, dass die Saugtechnik mehr Saft in kürzerer Zeit liefert.
Saugtechnik setzt sich durch
Die Forscher wiederholten die Experimente nun paarweise: Ein Tier, das die Saug- und eines das die Tauchtechnik benutzte, wurden gemeinsam auf die Saftprobe gestellt. Die Forscher konnten nun dokumentieren, wie aufmerksam das Tier mit der ineffektiven Technik den Artgenossen beobachtete, der sich in rasender Geschwindigkeit den Saft einverleibte. Alle Versuchstiere, die zuvor getaucht hatten, setzten das Gesehene nun um: Sie begannen ebenfalls zu saugen und keines benutzte von nun an mehr die Tauchtechnik. Sogar der Mensch konnte als schlaues Vorbild dienen, zeigte der Versuch mit einem der Tiere: Die Schimpansendame Mari stellte auf Saugen um, nachdem sie einen der Wissenschaftler bei dieser Technik beobachtete hatte.
Wenn Schimpansen mit ihrer eigenen Technik unzufrieden sind, können sie diese durch soziales Lernen verbessern, folgern die Wissenschaftler. Diese Fähigkeit sei vermutlich eine der Grundlagen für die Entwicklung von Kulturformen unter freilebenden Schimpansen. Es ist bereits bekannt, dass Affengruppen unterschiedliche Techniken entwickelt haben, um sich Nahrung zu beschaffen: Manche knacken beispielsweise Nüsse mit Hammer und Amboss aus Holz, andere nutzen Steine dazu. Einige Gruppen haben das Nüsseknacken dagegen nicht entwickelt – es ist also nicht Teil ihrer Kultur. Auch unterschiedliche Techniken des Angelns nach Ameisen und einige weitere Beispiele für Verhaltensweisen zur Nahrungsbeschaffung sind bekannt. Die aktuelle Studie weist nun darauf hin, dass Schimpansen diese Techniken nicht nur von Artgenossen übernehmen, sondern sie auch anpassen können, wenn sie sehen, dass andere Methoden effektiver sind.