Genetik offenbart die Wurzeln des Bienenstammbaums
Aus diesem Grund haben Cardinal und Danforth eine alternative Methode gewählt, um auf die Wurzeln des Stammbaums der Bienen zu blicken: die Genetik. Sie sammelten molekulargenetische Daten von insgesamt 152 heute lebenden Bienenspezies. Um herauszufinden, wann sich die Vorfahren dieser verschiedenen Arten auseinander entwickelt hatten, analysierten sie die Mutationsrate bestimmter Gene. Sie nutzten diese Informationen also gleichsam als eine Art molekulare Uhr, die evolutionäre Entwicklungen anzeigt.
Die Auswertungen und komplexe mathematische Modelle legten nahe, dass die Stammformen der Bienen vor etwa 123 Millionen Jahren entstanden sind. Genau in dieser Zeit entwickelten sich auch die Blütenpflanzen zur grünen Großmacht, betonen die Forscher. Mikrofossilien ihres Blütenstaubs tauchen erstmalig in etwa 125 Millionen Jahren alten Gesteinsschichten auf, erklären Cardinal und Danforth.
Die Beziehung von Blütenpflanzen und Bienen sei ein Paradebeispiel für eine sogenannte Koevolution, sagen die Forscher. 78 bis 94 Prozent aller Bedecktsamer werden von Tieren bestäubt, vor allem von Bienenarten. Im Gegenzug für diesen Dienst versorgen die Pflanzen ihre Bestäuber mit Nahrung. Diese Beziehung trieb buchstäblich viele unterschiedliche Blüten: Es entstanden immer mehr und feiner aufeinander abgestimmte Kombinationen von Pflanzen- und Bienenarten. Es handelte sich also auch aus Sicht der Evolution um ein ausgesprochen befruchtendes Verhältnis.