Neunter Platz unter den Spitzenreitern der vergangenen 132 Jahre: Zu diesem Ergebnis kommt die US-Raumfahrtbehörde NASA nach Auswertung globaler Wetterdaten für das Jahr 2012. Es reiht sich damit in den bedenklich warmen Trend der letzten Jahrzehnte ein. Doch nicht nur in der Klimastatistik spiegelt sich die globale Erwärmung wider, sondern auch in den Reaktionen der Natur: Im Osten der USA blühen Pflanzen rund einen Monat früher als zu Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1852, berichten US-Biologen.
Die Ergebnisse der Wissenschaftler der NASA basieren auf Messungen von über 1.000 Wetterstationen sowie Satellitendaten. Die weltweite Durchschnittstemperatur von 2012 lag demnach bei 14,6 Grad Celsius, das seien 0,6 Grad mehr als beim Temperaturdurchschnitt des gesamten 20. Jahrhunderts. Die Forscher betonen, dass sich derart warme Jahre eindeutig zu verdichten scheinen: Abgesehen von 1988 wurden alle zehn wärmsten Jahre nach 2000 gemessen. 2010 und 2005 waren dabei die bisher wärmsten. Es war im vergangenen Jahrzehnt wärmer als in dem davor und das war wiederum ebenfalls wärmer als das Mittel der vorangegangenen zehn Jahre: Der Planet erwärmt sich, resümiert Gavin Schmidt vom Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA in New York. Hauptverantwortlich dafür ist der Kohlendioxidausstoß durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, ergänzt er.
2012: Wärmerekorde in den USA mit blühendem Effekt
Global gesehen war 2012 also ein ausgesprochen warmes Jahr, doch allein auf die USA bezogen, sprengten die Werte sogar alle bisherigen Rekorde. Das hat die Behörde für Wetter und Ozeanographie NOAA kürzlich mitgeteilt. Abgesehen von Alaska und Hawaii lagen der Jahresdurchschnitt der Temperaturen in den USA demnach um 1,83 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Vor allem im Sommer brütete die Hitze. „Die US-Temperaturen im Sommer 2012 sind ein Beispiel für einen Trend zu Extremen“, sagt James Hansen (GISS).
Passend zu den vorgestellten Daten der NASA belegt eine aktuelle Studie erneut eindrucksvoll, dass sich die Klimaerwärmung auch in der Natur bemerkbar macht: Die ungewöhnlich hohen Frühlingstemperaturen haben die Pflanzen im Osten der USA in den vergangenen Jahren so früh blühen lassen wie niemals zuvor, berichten die Biologen um Elizabeth Ellwood von der Universität Boston. 2012 öffneten sich demnach in einem Gebiet im Bundesstaat Massachusetts die ersten Blüten sogar einen Monat früher als noch im Jahr 1852, wie entsprechende Aufzeichnungen belegen. „Unsere Daten zeigen, dass die Pflanzen ihre Blütezeit immer weiter nach vorne verlegen, je stärker sich das Klima erwärmt“, sagt Ellwood. Der Trend scheint bedenklich. Welche Auswirkungen auf die Ökosysteme allerdings konkret entstehen, müsse sich erst noch zeigen, sagen die Biologen.
Mitteilung der NASA Elizabeth Ellwood (Universität Boston) et al.: PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0053788 © wissenschaft.de
Martin Vieweg