Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Von wegen altes Eisen!

Erde|Umwelt

Von wegen altes Eisen!
krabbe01.jpg
Komm her, Süße! - Im Alter legen Winkerkrabben nochmal so richtig los. Bild: Thinkstock
Irgendwann wird’s eng mit dem Nachwuchs – die Uhr tickt schließlich und die Zeit, die man für die Fortpflanzung hat, wird immer knapper. Logischerweise sollten Tiere daher theoretisch im Alter nochmal richtig Gas bei der Partnersuche geben. Eine australische Forschergruppe hat diese These nun an Winkerkrabben getestet. Ergebnis: Ältere Männchen gehen die Partnersuche tatsächlich mit mehr Elan und Zeitaufwand an als ihre jüngeren Geschlechtsgenossen. In diesem Fall steckt allerdings wohl nicht die vermutete Torschlusspanik dahinter – im Gegenteil: Für ältere Krabben scheint sich die Anstrengung schlicht mehr zu lohnen.

Im Alter nochmal alles zu geben, um sich noch möglichst häufig fortpflanzen zu können, erscheint zunächst einmal eine sinnvolle Strategie zu sein. Doch wie testet man, ob Tiere selbige wirklich verfolgen? Bei Weibchen ist das ja noch vergleichsweise einfach – man schaut zum Beispiel, wie viele Eier sie pro Jahr legen oder wie groß diese Eier sind. Bei Männchen muss man dagegen ziemlich genau hingucken, um mögliche altersbedingte Unterschiede im Balzverhalten erkennen zu können.

Das Ziel immer vor Augen

Genau das haben Catherine Hayes und ihre Kollegen von der Australian National University in Canberra jetzt gemacht: Sie fingen ein paar weibliche Winkerkrabben vor Sansibar im indischen Ozean ein. Anschließend setzten sie diese in durchsichtige Kunststoffzylinder (?), die sie zuvor in den Meeresboden in der Nähe der Behausung einer männlichen Krabbe gebohrt hatten. Dann beobachteten sie, wie schnell, wie häufig und wie ausdauernd die Herren beim Anblick der Damen zu winken begannen. Die Sache mit dem Alter ließ sich ebenfalls relativ einfach bestimmen, denn bei Winkerkrabben gilt: je älter, desto größer.

Zwei Monate legten sich die Forscher auf die Lauer. Am Ende dieser Zeit gab es erst einmal eine Enttäuschung denn: Die älteren Krabben winkten entgegen der ursprünglichen Erwartung nicht schneller oder heftiger als die jungen. Die genauere Auswertung zeigte dann aber doch einen Unterschied: Größere und damit ältere Tiere fühlten sich beim Anblick des Weibchens deutlich häufiger zum Winken animiert, und sie waren auch ausdauernder in ihren Bemühungen als die kleineren.

Anzeige

Erfolgschancen steigen mit dem Alter

Also wird bei Winkerkrabben im Alter tatsächlich mehr in die Balz und in die Fortpflanzung investiert als in der Jugend, schlussfolgern die Forscher. Die These von einem letzten Aufbäumen der Fruchtbarkeit lässt sich hier allerdings wohl nicht halten. Denn faktisch ist die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Männchen, zu sterben, nicht größer, sondern sogar kleiner als für ein jüngeres, kleineres – schließlich bekommen die Seevögel, die Hauptfeinde der Winkerkrabben, ihren Schnabel nur bis zu einem gewissen Grad auf, und die größeren Alten passen nicht mehr so gut hinein.

Zudem ist Winken ganz schön anstrengend, so dass man als größere Krabbe dank der größeren Ausdauer per se ein besseres Standing hat – möglicherweise ein Grund dafür, dass die Damen Männchen mit großen Klauen bevorzugen. Und schließlich bekommt man als großes Männchen, das naturgemäß einen größeren Bau besitzt, auch noch die größeren, fruchtbareren Weibchen ab. In die kleinen Bauten der Jungspunde können die stattlichen Damen nämlich gar nicht hinein.

Dass die älteren Männchen darauf verzichten, schneller zu winken als die jüngeren, können die Forscher ebenfalls erklären: Da alle versuchen, sich gegenseitig zu übertreffen, winken schlussendlich alle Männchen mit der maximal möglichen, noch halbwegs vernünftigen Frequenz – und investieren zusätzliche Ressourcen lieber in Ausdauer und Häufigkeit des Winkens.

Catherine Hayes (Australian National University, Canberra) et al.: Journal of the Royal Society: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2012.1078 © wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Geo|de  〈f. 19; Geol.〉 Sekretion mit ganz ausgefülltem Hohlraum

Or|ga|nik  〈f.; –; unz.〉 1 organische Beschaffenheit, z. B. von Abfällen chemischer Stoffe 2 organische Struktur … mehr

Feu|er|gott  〈m. 2u; Myth.〉 über das Feuer gebietender Gott

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige