Hoch die Doping-Tassen!
Bei grünem und auch bei weißem Tee konnten Naughton und seine Kollegen bereits im vergangenen Jahr zeigen, dass ihr Verdacht gerechtfertigt war: Einige Inhaltsstoffe darin blockieren offenbar ein Enzym namens UGT2B17, das eine Schlüsselrolle beim Ausscheiden von Testosteron aus dem Körper spielt. Es heftet an überschüssige Testosteronmoleküle kleine Marker an, die dafür sorgen, dass das Hormon über die Niere entsorgt wird. Ist es blockiert, werden weniger Moleküle für den Abtransport markiert.
Rotwein kann offenbar das gleiche, legt jetzt die neue Studie nahe. Auch darin sind Substanzen enthalten, die UGT2B17 blockieren können. Besonders hervor tut sich dabei das Polyphenol Quercetin, ein enger Verwandter des Catechins, das im grünen Tee hauptsächlich für die Blockade verantwortlich ist. Selbst bei sehr hohen Testosteronkonzentrationen verändert es die Enzymaktivität und zwar bereits in Mengen, die man problemlos per Weinkonsum in seinem Blut anreichern kann.
Vom Labor in die Realität?
Die Studien haben jedoch ein Manko: Die Forscher haben bisher lediglich nachweisen können, dass der Effekt im Reagenzglas auftritt. Ob er auch im menschlichen Körper vorkommt und wenn ja, ob er tatsächlich die Testosteronkonzentration im Blut verändert, können und wollen sie bisher nicht sagen. Erste Versuche bei Nagetieren hätten zwar darauf hingedeutet, dass durch grünen Tee oder Rotweinextrakte tatsächlich weniger Testosteron ausgeschieden werde, formuliert das Team vorsichtig. Mehr will Naughton aber nicht verraten die Arbeit sei „in progress“, also noch nicht abgeschlossen, beziehungsweise „under submission“, also bei einem Fachjournal zur Begutachtung eingereicht.
Sollte sich der Zusammenhang jedoch auch beim Menschen finden, hätte das vermutlich zwei Konsequenzen: Zum einen würde der körpereigene Testosteronspiegel steigen, und zum anderen würde die im Urin ausgeschiedene Menge nicht mehr exakt die Konzentration des Hormons im Blut widerspiegeln. Da Testosteron wohl das klassischste aller Dopingmittel ist es vermehrt die Muskelmasse, verbessert das Durchhaltevermögen und beschleunigt die Regeneration der Muskeln , sollten diese beiden Aspekte Rotwein und Grüntee äußerst attraktiv für potenzielle Dopingsünder machen. Das weiß übrigens auch Naughton: Er hat die Welt-Antidoping-Agentur WADA bereits vorsorglich auf das Problem aufmerksam gemacht.