Zinkverbindungen als Wirksubstanz
Die Untersuchungen per Mikroskop, Gaschromatografie und anderen modernen Analysemethoden ergab, dass die Tabletten zum größten Teil aus zwei fein pulverisierten Zinkverbindungen bestanden. “Die heilsame Wirkung von Zink war schon im Altertum bekannt”, erläutern die Forscher. Plinius der Ältere etwa berichte bereits davon, dass dieses Metall gegen Haut- und Augenentzündungen wirke. Noch heute wird Zink in Salben zur Linderung von Hautausschlägen eingesetzt.
Zusätzlich enthielten die antiken Tabletten aber auch Reste von Bienenwachs, Stärke, Pinienharz und verschiedenen Pflanzenölen, wie die Wissenschaftler berichten. Auch Holzkohlereste und verschiedene Pflanzenpollen und -fasern fanden sich in den Uralt-Präparaten. Ob diese Zutaten aber damals einer medizinischen Wirkung wegen hinzugefügt worden sind, ist unklar. Das Harz könnte beispielsweise auch zur Konservierung speziell der ölhaltigen Inhaltsstoffe eingesetzt worden sein, mutmaßen die Forscher. Die Pflanzenfasern dienten möglicherweise dazu, die Tabletten stabiler zu machen und vor den Zerbröckeln zu schützen.
Medizin gegen Augenentzündungen
Wofür aber nutzte der antike Arzt diese ungewöhnlich großen Tabletten? “Die Zusammensetzung und Form der Tabletten deuten darauf hin, dass sie zur Behandlung von Augenentzündungen eingesetzt wurden”, berichten Giachi und ihre Kollegen. Vermutlich löste man sie auf und setzte die Flüssigkeit dann zum Baden der Augen ein. Alternativ könnten die Tabletten erwärmt und dann als Salbe aufgestrichen worden sein.
In der Antike wurden Augensalben und -wässer als “Kollyrium” bezeichnet. Da sich dies vom griechischen Namen für einen kleinen, runden Laib ableitet, könnte das nach Ansicht der Forscher ein Hinweis darauf sein, dass solche Heilmittel damals häufig in Form von runden Tabletten hergestellt und transportiert wurden – ähnlich wie die jetzt analysierten Funde aus dem Schiffswrack.