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Blaues Wunder

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Blaues Wunder
Die Entstehung eines alkoholbedingten Katers ist wissenschaftlich nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Das sagt Helmut Seitz, Leiter des Zentrums für Alkoholforschung an der Universität Heidelberg. Obwohl das Phänomen so bekannt ist, gebe es dazu bislang nur Theorien, genau belegt seien die Mechanismen der unangenehmen Folgen einer durchzechten Silvesternacht bisher nicht. „Vermutlich ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren entscheidend“, mutmaßt der Alkoholforscher. Auch was die Wirksamkeit von Rezepten gegen die Katerbeschwerden betrifft, liegen nur ernüchternde Ergebnisse vor: Britische Forscher, die unterschiedliche Studien zum Effekt von Mitteln gegen einen Kater ausgewertet hatten, kamen zu der trockenen Schlussfolgerung: Die einzig effektive Waffe gegen einen Kater sei die Zurückhaltung beim Trinken.

Am ersten Januar werden wieder viele Menschen das neue Jahr mit typischen Symptomen begrüßen: Hämmernde Kopfschmerzen, bleierne Glieder, Übelkeit und der feste Vorsatz „nächstes Jahr werde ich nicht mehr so viel trinken“. Obwohl er so häufig auftritt, sind die biologischen Ursachen des promillebedingten Katzenjammers jedoch noch kaum erforscht. „Bisher gibt es nur Erklärungsansätze“, sagt Helmut Seitz. Alkohol wird im Körper erst zu Acetaldehyd und dann zu Essigsäure abgebaut. Die Essigsäure wird dann unter Energiegewinnung letztendlich zu Kohlendioxid umgewandelt. In diesem Zusammenhang gilt vielen Forschern das Acetaldehyd als ein Verdächtiger – vor allem für die Kopfschmerzentstehung. Andere Experten vermuten eher den alkoholbedingten Flüssigkeitsverlust des Körpers als Auslöser für die unangenehmen Symptome, doch auch der durcheinandergeratene Mineralhaushalt könnte eine Rolle spielen. Sogar Parallelen zur Migräne werden erwogen: „Die Erweiterung von Blutgefäßen im Gehirn, möglicherweise ausgelöst durch Stickstoffmonoxid, das im Zusammenhang mit Alkohol freigesetzt wird, könnte die Kopfschmerzen auslösen“, sagt Seitz.

Eine Verbindung zur Art der alkoholischen Getränke scheint es ebenfalls zu geben. So erzeugt reiner Alkohol wie beispielsweise in Wodka weniger Symptome, darauf weisen Studien hin. Demzufolge könnten auch Beiprodukte mancher alkoholischer Getränke wie Fuselöle und Aldehyde den Brummschädel heraufbeschwören, sagt Seitz. Alleinige Ursache sei das allerdings nicht. Nach seiner Einschätzung ist es vermutlich kein einzelner Auslöser, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die zum üblen Erwachen nach durchzechten Nächten führen. „Alles in allem ist das Thema Kater eine recht ungeklärte Thematik“, resümiert Seitz.

Eine schlechte Ausgangssituation, denn Beschwerden, deren Ursachen nicht genau bekannt sind, lassen sich auch schwer bekämpfen. Zu diesem Fazit kommt die Auswertung der Wissenschaftler um Max Pittler von den Universities of Exeter and Plymouth. Sie haben Studien analysiert, die sich mit der Wirkung von Maßnahmen gegen den Kater beschäftigten. Die Liste ist lang, von Aspirin, Rollmops und Pflanzenextrakten über Vitamincocktails oder das heiße Bad bis hin zu erneutem Alkoholgenuss und einigem mehr. Das ernüchternde Ergebnis der Recherche: Für die Wirkung all dieser Tipps und Tricks gebe es bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege. Der abschließende Rat von Alkoholexperte Seitz lautet: „Viel alkoholfreie Flüssigkeit zu sich zu nehmen, auch schon im Vorfeld, um den Wassermangel zu vermeiden.“ Darüber hinaus spreche auch nichts gegen harmlose Hausrezepte, auch wenn ihre Wirkung wissenschaftlich nicht belegt ist.

dadp/wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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