Die Kinder, die nicht einmal 24 Stunden alt waren, reagierten völlig unterschiedlich auf die beiden Laute, entdeckten die Forscher. Hörten sie die Schwester, registrierte das Gerät vor allem auf der rechten Seite des Kopfes Aktivität – etwa in der Region, die als entscheidend für das Erkennen verschiedener Stimmen gilt. Vernahmen die Kleinen dagegen die Stimme ihrer Mutter, war es vor allem die linke Hirnseite, die zu arbeiten begann. Diese Hälfte des Gehirns gilt als essenziell für die Wahrnehmung, die Produktion und auch das Verständnis von Sprache, erläutern die Wissenschaftler. Etwas verzögert setzte zudem eine Reaktion in der rechten Hirnhälfte ein, etwa im Gebiet der motorischen Zentren, die für die Steuerung von Bewegung zuständig sind.
Es sei frappierend, wie unterschiedlich die Reaktionen gewesen seien, obwohl die Kinder schliefen, schreiben die Forscher. Die Beobachtung stütze die bereits früher geäußerte These, dass Neugeborene auch im Schlaf aktiv ihre Umwelt wahrnehmen und sogar lernen. In diesem Zusammenhang sei die ausgeprägte Reaktion auf die mütterliche Stimme besonders interessant, weil sie nahelege, dass die Kleinen von ihrer Mutter zumindest in Bezug auf die Sprache mehr lernen als von anderen Menschen. Spannend finden die Wissenschaftler auch die verzögerte Reaktion im motorischen Zentrum: Man habe bereits mehrfach beobachtet, dass Neugeborene mit den Lippen unwillkürlich Laute formen, die sie hören – selbst wenn sie nie gesehen haben, wie Erwachsene den Mund beim Sprechen verändern. Das wird häufig so interpretiert, dass die Sprachfähigkeit zu einem gewissen Grad angeboren ist. Diese These werde durch das Auftreten der Aktivität im Bewegungszentrum gestützt, so die Forscher.