Insgesamt 60 Studienteilnehmer, die im Durchschnitt 21 Jahre alt waren, sollten dafür in einem Multiple-Choice-Test ihre Leistungen unter Beweis stellen. Sie wussten, dass sie je nach Ergebnis der Prüfung im Anschluss fünf Euro erhalten würden. Die Forscher informierten dann die Probanden sowohl über das Ergebnis des eigenen Tests als auch über das eines fiktiven anderen Teilnehmers. Dann verteilten sie das Geld: Entweder bekam der Proband scheinbar gerechtfertigt fünf Euro, weil er besser abgeschnitten hatte als der andere, oder er erhielt die Prämie, obwohl er angeblich schlechter gewesen war als sein fiktiver Partner. Die Forscher gingen davon aus, dass der Proband dem Partner im ersten Fall lediglich konstruktiven Neid unterstellte und nicht weiter darauf reagieren würde. Im zweiten Fall sollte er hingegen annehmen, dass der Partner ihm seine unverdiente Prämie missgönnt und alles daransetzen würde, ihn niederzumachen.
Um herauszufinden, wie sich die beiden Arten von Neid auf den Beneideten auswirken, testeten die Forscher dann dessen Hilfsbereitschaft – unter anderem, indem sie ihn mit einem ratsuchenden potenziell neidischen Mitprobanden konfrontierten. Ergebnis: Diejenigen, die befürchteten, von ihrem Gegenüber beneidet zu werden, weil sie zuvor ungerechtfertigt fünf Euro bekommen hatten, verhielten sich deutlich hilfsbereiter gegenüber ihren Neidern als gegenüber anderen. Das galt allerdings nur für Neider, denen die Probanden destruktiven Neid zuschrieben – vermuteten sie lediglich, aufgrund einer gerechtfertigten Belohnung beneidet zu werden, blieb die besondere Freundlichkeit aus.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die gesteigerte Hilfsbereitschaft der Beneideten ein Beschwichtigungsverhalten ist: Die Angst vor dem Neid ermutige dazu, sich so zu verhalten, dass das soziale Gefüge innerhalb einer Gruppe gestärkt werde. Denn die zuvorkommende Haltung der Beneideten puffere die zerstörerische Wirkung des Neids ab, so die Forscher.