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Vererbtes Alzheimer-Risiko

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Vererbtes Alzheimer-Risiko
Wenn die Eltern an Alzheimer erkranken, ist auch das Demenz-Risiko für die Nachkommen erhöht. Dabei macht es allerdings einen Unterschied, welcher Elternteil betroffen ist, haben nun US-amerikanische und schwedische Forscher gezeigt: Erkrankt die Mutter, scheint das Risiko für den Nachwuchs deutlich höher zu sein als bei einem dementen Vater. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun untersuchen, welche genetischen oder molekularen Mechanismen genau dahinter stecken. Erst dann könne man beginnen, gezielte Vorbeugungsstrategien zu entwickeln, um gefährdete Personen frühzeitig zu schützen, schreiben Lisa Mosconi von der New York University und ihre Kollegen.

Bereits in früheren Studien hatte es Hinweise darauf gegeben, dass Kinder alzheimerkranker Mütter als Erwachsene ein höheres Risiko haben, selbst zu erkranken, als die Nachkommen betroffener Väter. Auch die Ergebnisse von Mosconi und ihrem Team deuten in diese Richtung. Die Forscher hatten in ihrer Studie insgesamt 59 Freiwilligen per Lumbalpunktion Nervenflüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal entnommen und diese auf typische Biomarker für Alzheimer untersucht – Proteine und Botenstoffe, die mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Bei 23 der Probanden, die alle zwischen 40 und 80 Jahre alt waren, hatte die Mutter unter Alzheimer gelitten, 14 hatten einen dementen Vater gehabt und bei den restlichen 22 waren keine Alzheimer-Fälle in der Familie bekannt.

Ergebnis: Lediglich in der Gruppe mit den erkrankten Müttern fanden sich charakteristische Besonderheiten im Biomarker-Profil. So war bei ihnen beispielsweise die Konzentration an Amyloid-beta-Fragmenten verändert – jenen Proteinbruchstücken, die sich in späten Stadien der Alzheimerkrankheit zu den typischen Eiweißplaques im Gehirn zusammenlagern und die als einer der Schlüsselfaktoren für die Entstehung der Demenz gelten. Gleichzeitig gab es Hinweise für eine erhöhte Aktivität der sogenannten freien Radikale in Gehirn und Rückenmark der Probanden. Diese Teilchen sind sehr aggressiv und können Zellen und Biomoleküle schädigen. Zwar seien diese Veränderungen noch kein Beweis dafür, dass die Betroffenen später tatsächlich Alzheimer entwickeln – das müsse erst in Folgestudien geprüft werden, kommentieren die Wissenschaftler. Sie halten die Abweichungen jedoch für echte Hinweise auf ein erhöhtes Risiko.

Hinter dem Unterschied zwischen den verschiedenen Gruppen könnte ein Effekt namens genomisches Imprinting, auch genomische Prägung genannt, stecken, vermuten die Forscher: In manchen Fällen vererben Eltern ihren Kindern zusammen mit der eigentlich Genkopie auch eine Art Anleitung, wie diese abgelesen werden muss. Die mütterliche Anleitung kann sich dabei deutlich von der väterlichen unterscheiden, so dass beispielsweise die mütterliche Kopie eines Gens sehr aktiv und die väterliche komplett inaktiv ist. Erbt man in einem solchen Fall also von der Mutter ein Risikogen für Alzheimer, ist das Krankheitsrisiko deutlich erhöht. Stammt das Gen hingegen vom Vater, verändert sich das Risiko kaum, weil das Gen stillgelegt ist. Ob das jedoch tatsächlich der Grund ist, müsse nun in weiteren Studien geklärt werden, sagen Mosconi und ihre Kollegen.

Lisa Mosconi (New York University) et al.: Biological Psychiatry, Bd. 68, S. 913 dapd/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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