„Am höchsten ist die Passivrauchkonzentration bei Kindern, deren Eltern direkt im Wohnzimmer rauchen“, erläutert Studienleiterin Ulbricht. Doch auch wenn ausschließlich auf dem Balkon geraucht wird, sind die Kleinen nicht ganz vor dem Passivrauch geschützt: „Trotz dieser Vorsicht kann es zu nachweisbaren Rückständen bei den Kindern kommen“, sagt Ulbricht. Sie betont, dass es auch nicht ausreiche, lediglich nachts zu lüften. Das Rauchen auf einen Raum in der Wohnung zu begrenzen, ist ebenfalls keine erfolgsversprechende Strategie: Kleinkinder hielten sich aufgrund der engen Bindung an die Eltern in den ersten Lebensjahren bevorzugt dort auf, wo die Eltern sind. Übersehen werde zudem häufig die Gefahr, die vom Rauchen im Auto ausgeht – selbst wenn nur kurze Strecken zurückgelegt wurden.
„Passivrauchen erhöht nachgewiesenermaßen die Anfälligkeit für Krankheiten und, vor allem wenn die Kleinen mit ihren Eltern in einem Zimmer schlafen, das Risiko für plötzlichen Kindstod“, weist Ulbricht auf die Folgen der Rauchinhalation hin. Zudem habe erst kürzliche eine Untersuchung von 10- bis 12-Jährigen aus Raucherhaushalten gezeigt, dass bei ihnen bereits erste Anzeichen einer Arteriosklerose, landläufig Arterienverkalkung genannt, nachweisbar sind. Sie gilt als wichtigster Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Man muss sich also klarmachen, dass man bei den Kindern bereits Weichen für das gesamte spätere Leben stellt“, betont die Studienleiterin.
Einen Schwellenwert, bis zu dem kein Risiko besteht, gibt es dabei nicht: „Wenn wir sagen, die Proben waren nur schwach belastet, beziehen wir uns ausschließlich auf die Messwerte – eine Entwarnung ist das nicht, im Gegenteil“, so Ulbricht. Wie stark die Belastung der Kleinen in der aktuellen Studie zum Teil war, illustriere ein Verglich mit einer Untersuchung von Barkeepern und Kellnern: „Die Barmitarbeiter hatten im Schnitt etwa 45 Nanogramm Cotinin in jedem Milliliter Urin – und die stärker belasteten Kinder erreichten ebenfalls Werte über 40 Nanogramm pro Milliliter.“
Die endgültigen Ergebnisse wollen die Forscher Anfang nächsten Jahres veröffentlichen. Dann könne auch bewertet werden, ob Informationsangebote und Aufklärungskampagnen tatsächlich helfen, die Belastung der Kleinkinder zu senken. Dazu hatten die Wissenschaftler die Raucherfamilien in zwei Gruppen geteilt, von denen eine einer intensive Beratung erhielt und die andere keine zusätzlichen Informationen. Nach einem Jahr soll eine zweite Urinprobe bei den Kindern dann zeigen, ob sich in dieser Zeit ein Unterschied herausgebildet hat.