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Zum Alkoholproblem nicht veranlagt

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Zum Alkoholproblem nicht veranlagt
Ob ein Mensch zu Alkoholabhängigkeit neigt oder eher nicht, ist zumindest zum Teil im Erbgut verankert: Eine bestimmte Genvariante sorgt dafür, dass sich ihre Träger bereits nach den ersten Drinks berauscht fühlen und verringert dadurch ihr Risiko, alkoholabhängig zu werden. Diesen Zusammenhang konnten US-amerikanische Forscher durch Tests mit Probanden und Genanalysen nachweisen. Die Ergebnisse legen zudem nahe, dass das typische Rauschgefühl beim Alkoholgenuss anders entsteht als bislang angenommen, berichten die Forscher.

Frühere Studien konnten zeigen, dass Menschen, die stark auf Alkohol reagieren, mit geringerer Wahrscheinlichkeit zum Alkoholiker werden. Für ihre Studie beobachteten die Forscher nun die Reaktionen von über 200 Studenten auf Alkohol. Die Gruppe der Versuchsteilnehmer bestand aus Geschwisterpaaren, von denen ein Elternteil alkoholkrank war. Die Versuchsteilnehmer selbst durften jedoch nicht abhängig sein. Nachdem sie mehr als drei Gläser einer Mischung aus Kornbrand und Limonade getrunken hatten, sollten die Probanden beschreiben, ob sie sich betrunken oder schläfrig fühlten. Die Wissenschaftler unterschieden anhand dieses Tests zwischen alkoholempfindlichen Teilnehmern und solchen, bei denen die hochprozentigen Getränke nur geringe Wirkung zeigten. Im Anschluss führten sie eine Analyse des Erbguts durch und suchten nach genetischen Grundlagen für diese Eigenschaft.

Auf diese Weise fanden sie ein Gen namens CYP2E1. Es trägt den Bauplan für einen Eiweißstoff, der Alkohol abbauen kann. Der größte Teil des Alkohols, den ein Mensch konsumiert, wird in der Leber von dem Protein Alkoholdehydrogenase abgebaut. CYP2E1 wirkt jedoch nicht nur in der Leber, sondern auch im Gehirn des Menschen. Es baut den Alkohol über andere Wege ab als die Alkoholdehydrogenase und bildet dabei sogenannte freie Radikale. Das sind reaktionsfreudige und dadurch aggressive chemische Verbindungen, die die empfindlichen Strukturen des Gehirns angreifen und beschädigen können. Möglicherweise sind es gerade solche Schäden, die das Rauschgefühl nach Alkoholgenuss auslösen, spekulieren die Forscher.

Ob aber die freien Radikale tatsächlich der Grund für die erhöhte Sensibilität gegenüber Alkohol sind, müsse noch in weiteren Studien untersucht werden, betont das Team. Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass Alkohol die Arbeit der Neurotransmitter beeinträchtigt, also der chemischen Botenstoffe, die Informationen zwischen den Nervenzellen im Gehirn austauschen. „Aber unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass es weitaus komplexer ist“, sagt Studienleiter Wilhelmsen von der University of North Carolina at Chapel Hill School of Medicine.

Kirk Wilhelmsen (University of North Carolina at Chapel Hill School of Medicine) et al.: Alcoholism: Clinical and Experimental Research, Vol. 34, Issue 11 dapd/wissenschaft.de ? Meike Simann
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