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Stinkende Forschung

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Stinkende Forschung
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Überreste eines Fisches nach 20 Tagen Verwesungsdauer. Credit: University of Leicester
Der Zerfallsprozess toter Fische bietet Forschern Hinweise für die Interpretation von Fossilien. Britische Paläontologen haben sechs Monate lang den Zerfall toter Fische dokumentiert und dabei charakteristische Abläufe festgestellt, die Verwesungsprozesse voraussagbar machen. Sie beobachteten konkret, welche Körperteile sich zuerst auflösen. Bestimmte Organe könnten demzufolge auch bei der Fossilienbildung schon verschwunden gewesen sein und dadurch das Aussehen des Fossils maßgeblich beeinflusst haben. Die neuen Ergebnisse verändern möglicherweise die Rückschlüsse über die Eigenschaften von urzeitlichen Tieren, die Paläontologen aus Fossilien ziehen. Somit könnten sich auch neue Erkenntnisse über die Evolution ergeben.

Das meiste, was Wissenschaftler über ausgestorbene Wirbeltiere wissen, stammt von versteinerten Knochen oder Fischgräten. Spuren weicher Körperteile sind dagegen selten, obwohl sie maßgeblich das Aussehen von Lebewesen bestimmen. Haut, Muskeln oder Augen beispielsweise verwesen schnell und sind deshalb häufig bei der Bildung eines Fossils teilweise oder schon ganz verschwunden gewesen. Über den zeitlichen Ablauf dieser Prozesse wollten die Forscher um Rob Sansom von der University of Leicester Informationen gewinnen.

200 Tage lang beobachteten sie dazu den Zerfall toter Fische im Labor und dokumentierten dabei, welche Körperteile zuerst verschwanden. “Trotz Ventilation und Atemmasken war der Gestank abscheulich und wir hatten kaum Besucher im Labor”, kommentiert Rob Sansom. Die üblen Versuchsbedingungen haben sich den Forschern zufolge allerdings gelohnt: Die Ergebnisse zeigten, dass entwicklungsgeschichtlich jüngere Körperteile schneller verwesen, als urtümliche. Beispielsweise zerfielen bestimmte Teile des Gehirns und des Mauls, die heutige Fische von ihren Vorfahren unterscheiden, besonders schnell. Diese Strukturen könnten demzufolge auch bei einigen Fossilien nicht mehr zu erkennen sein und deshalb zu Fehlinterpretationen führen, sagen die Forscher. So könnten manche Fossilien primitiver erscheinen als die Lebewesen tatsächlich einmal gewesen sind.

Derek Briggs, Paläobiologe vom Yale University’s Peabody Museum of Natural History, räumt den Ergebnissen eine große Bedeutung ein: “Die Ergebnisse zu den Verwesungsprozessen bei Fischen können eventuell auch generell auf die Interpretation von Fossilien, die große Anteile an weichen Körperstrukturen besaßen, übertragen werden. So könnten sich neue Erkenntnisse über ihre tatsächliche Stellung im Stammbaum des Lebens ergeben”, sagt Briggs.

Rob Sansom (University of Leicester) et al.: Proceedings of the Royal Society B dapd/wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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