Dinosaurier waren noch wesentlich größer als bisher angenommen: Dicke Knorpelschichten, die in den bisherigen Funden nicht erhalten sind, verliehen ihrem Skelett mehr Ausdehnung, als die reine Knochenstruktur erkennen lässt. Das schließen US-Biologen aus dem Vergleich von Saurierknochen mit denen von Straußen und Alligatoren. Die dicke Knorpelschicht in ihren Gelenken machte demnach manche der Urzeit-Riesen um mehr als zehn Prozent größer, als Experten bisher dachten. Annahmen über die Körperhaltung und die Schnelligkeit der Dinosaurier müssen nun ebenfalls überdacht werden.
Die Biologen um Casey Holliday von der University of Missouri untersuchten für ihre Studie die Knochen und Gelenke der Gliedmaßen von Alligatoren und Straußen, da sie die nächsten heute lebenden Verwandten der Dinosaurier sind. Sowohl bei Straußen als auch bei Alligatoren machen die Knorpel vier bis zehn Prozent der Länge der Knochen aus. Während Alligatoren über glatte, abgerundete Knochen verfügen, ist die Oberfläche der Strauß-Knochen rau. Die Vertiefungen zeigen, wo die Blutgefäße verlaufen, mit denen die großen Knorpelstrukturen am Ende des Knochens versorgt werden – in etwa dort, wo das Gelenk beginnt. Die Forscher ziehen den Schluss, dass Dinosaurierknochen denen der Strauße ähnlich gewesen sein müssen. Denn auch ihre Knochen weisen an den Enden eine sehr raue Oberfläche auf. Das deute auch hier auf Blutgefäße hin, die große Knorpelmassen in den Gelenken versorgten, so die Wissenschaftler.
Nach Angaben der Paläontologen unterscheiden sich die Dino-Knochen in ihrer Form grundsätzlich von denen des Menschen und anderer Säugetiere: Bei Säugern passen die Knochen wie zwei Puzzle-Teile ineinander, um ein Gelenk zu bilden, und sind nur durch eine sehr dünne Knorpelschicht miteinander verbunden. Bei den Ur-Reptilien sind die Knochen im Gegensatz dazu stark abgerundet, was nicht auf eine direkte Verbindung der Knochen im Gelenk hindeutet.
Mit den zusätzlichen Gelenkknorpeln waren Saurier wie Brachiosaurus oder Triceratops mindestens zehn Prozent größer als bisher gedacht, sagen die Wissenschaftler. Das habe vermutlich auch ihre Bewegungen beeinflusst. Auf jeden Fall verändern die aktuellen Ergebnisse das Verständnis der Saurier-Anatomie grundlegend, sind die Forscher überzeugt.
Casey Holliday (University of Missouri) et al.: PLoS ONE dapd/wissenschaft.de ? Meike Simann