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Die Aus-Feind-mach-Freund-Strategie

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Die Aus-Feind-mach-Freund-Strategie
Im endlosen Kampf gegen das Immunsystem haben Darmwürmer eine besonders perfide List entwickelt: Sie machen ihre Feinde zu ihren Freunden, wie schottische Forscher nun herausgefunden haben. Die Parasiten produzieren nämlich ein bestimmtes Eiweiß, dass das Immunsystem dazu bringt, sich selbst zu unterdrücken. So entgehen sie der Immunantwort und können sich ungestört in den Verdauungsorganen ansiedeln. Zudem könnte diese Überlebensstrategie eine Erklärung dafür sein, warum an Wurmbefall erkrankte Menschen deutlich weniger Allergien und Autoimmunerkrankungen entwickeln.

Bei der Abwehr von Krankheitserregern ist es für den Organismus von entscheidender Bedeutung, zwischen körpereigenen und körperfremden Stoffen zu unterscheiden. Die Überwachung dieser essenziellen Körperfunktion fällt in den Aufgabenbereich der sogenannten regulatorischen T-Zellen. Im Falle einer Infektion regulieren sie, wie der Name schon sagt, die Immunabwehr und verhindern damit eine Überreaktion, bei der Abwehrzellen versehentlich auch körpereigene Strukturen angreifen und dadurch gesundes Gewebe zerstören. Zudem sorgen sie dafür, dass nach erfolgreicher Bekämpfung eines Eindringlings die Immunantwort wieder abgeschaltet wird.

Genau diesen Mechanismus macht sich der Darmparasit Heligmosomoides polygyrus zunutze, um die Körperabwehr auszutricksen, haben Rick Maizels und seine Kollegen von der University of Edinburgh nun entdeckt. In Mäusen scheidet der Wurm dazu ein Protein namens HES aus. HES regt das Immunsystem dazu an, vermehrt regulatorische T-Zellen zu produzieren. Diese wiederum sorgen dafür, dass die entsprechende Immunreaktion gegen den Eindringling unterdrückt wird. Auf diese Weise entzieht sich der Wurm dem Zugriff durch die Abwehrzellen und sichert sein Überleben. Unterdrückten die Forscher die Bildung der regulatorischen T-Zellen, hatten die Würmer dem Immunsystem nichts mehr entgegenzusetzen und wurden abgetötet.

Durch seine ausgeklügelte Besänftigungsstrategie kann sich der Krankheitserreger zwar einen Vorteil gegenüber dem Immunsystem erarbeiten, doch ein Überschuss an regulatorischen T-Zellen hat auch für den Organismus Vorteile, wie die Wissenschaftler erläutern. Diese Zellen können nämlich auch eine unerwünschte Reaktion des Immunsystems wirkungsvoll unterdrücken: Allergien und Autoimmunerkrankungen. In Ländern mit geringen Hygienestandards und entsprechend hohem Parasitenbefall innerhalb der Bevölkerung sind sowohl Allergien als auch Krankheiten wie Rheuma selten. Die Dämpfung des Immunsystems durch Proteine wie HES könnte nach Ansicht der Forscher eine Erklärung dafür sein – und ein potenzieller Ansatzpunkt für neue Therapien.

Rick Maizels (University of Edinburgh) et al.: The Journal of Experimental Medicine, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1084/jem.20101074. dapd/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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