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Deine Taten sind meine Taten

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Deine Taten sind meine Taten
Das Phänomen ist weit verbreitet: Man ist beispielsweise fest davon überzeugt, den Computer am Arbeitsplatz ausgeschaltet zu haben, aber am nächsten Tag läuft er immer noch. Ein deutsch-kanadisches Forscherteam hat nun eine Erklärung für derartige falsche Erinnerungen gefunden: Wir übertragen Handlungen anderer Personen in unserer Erinnerung mitunter auf uns selbst. Wer also den Kollegen dabei beobachtet, wie dieser seinen Rechner herunterfährt, es selbst aber vergisst, könnte im Nachhinein dennoch absolut sicher sein, den Computer ausgeschaltet zu haben. Vor einem solchen Fehler schützt leider auch nicht das Wissen über das Phänomen: In den Experimenten der Wissenschaftler konnten sich selbst Probanden, die zuvor über den Effekt informiert worden waren, nicht gegen das Einnisten falscher Erinnerungen wehren.

Wie bereits bekannt war, genügt oft schon die wiederholte Vorstellung einer Handlung, um sie im Gedächtnis als tatsächlich erledigt abzuspeichern. Die Experimente von Echterhoff und seinen Kollegen haben nun allerdings eine bislang unbekannte Variante zur Bildung falscher Erinnerungen aufgedeckt: die Abspeicherung beobachteter fremder Taten als eigene Handlungen.

Auf die Idee, nach einer solchen Verbindung zu suchen, kamen die Wissenschaftler durch Studien, die Spiegelneuronen als Forschungsobjekt behandelten: Diese Nervenzellen des Gehirns lösen bei der Beobachtung einer Aktion die gleichen Reize aus, wie wenn diese selbst durchgeführt wird. Das kann sogar dazu führen, dass die Handlung auch motorisch nachvollzogen wird ? bestes Beispiel hierfür ist das ‘ansteckende’ Gähnen.

Die Spiegelneuronen werden aber bereits bei der Vorstellung einer Tat aktiv. Da derartige Vorstellungen wie erwähnt zu falschen Erinnerungen führen können, lag es für die Forscher auf der Hand, auch andere Situationen, die zur Aktivierung dieser Nervenzellen führen, als potenzielle Auslöser falscher Erinnerungen zu überprüfen.

Für ihre Experimente teilten die Wissenschaftler rund 60 Versuchsteilnehmer in Gruppen ein: Eine Gruppe bekam mehrere Karten, auf denen je eine Handlung beschrieben war, beispielsweise ?schüttle eine Flasche?. Die zweite Gruppe las diese Anweisungen ebenfalls, sah aber zusätzlich jeweils ein Video, auf dem eine Person die beschriebene Aktion auch ausführte. Die letzte Gruppe sah lediglich die Videos. Alle Probanden bekamen zudem die Anweisung, einige ausgewählte Handlungen nachzumachen.

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Nach zwei Wochen befragten die Forscher die Probanden, welche Aktionen sie selbst ausgeführt hatten. Das Ergebnis: Keine der Gruppen war gänzlich vor falschen Erinnerungen geschützt. Extrem stark betroffen waren allerdings die Probanden, die die Anweisungen gelesen und sie danach auf Video gesehen hatten, gefolgt von der Gruppe, die lediglich die Videos gesehen hatte.

In einem weiteren Experiment warnten die Wissenschaftler einige Teilnehmer unmittelbar vor Beginn des Tests sogar ausdrücklich davor, sich fälschlicherweise an Aktionen zu erinnern, die sie lediglich gesehen hatten. Doch auch das half nichts, auch die eingeweihten Probanden berichteten von vermeintlich getätigten Handlungen, die sie nie vollzogen hatten.

Gerald Echterhoff (Jacobs University, Bremen) et al.: Psychological Science, Bd. 21, Nr. 9, S. 1291, doi: 10.1177/0956797610379860 dapd/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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