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Die Welt aus Kinderaugen

Erde|Umwelt

Die Welt aus Kinderaugen
Kinder nehmen räumliche Tiefe anders wahr als Erwachsene, da sie die verschiedenen visuellen Tiefeninformationen einzeln entschlüsseln und verwerten. Zu diesem Schluss sind britische Forscher in ihren Versuchen gekommen. Um ihre Umwelt möglichst genau zu erfassen, kombinieren Erwachsene beim Sehen Tiefeneindrücke, die mit einem einzelnen Auge wahrgenommen werden können, mit Tiefeneindrücken, für die beide Augen notwendig sind. Kinder müssen aber erst einmal lernen, wie diese Eindrücke miteinander im Zusammenhang stehen. Ist dieser Prozess abgeschlossen, etwa ab dem zwölften Lebensjahr, verschmelzen die unterschiedlichen Informationen auch bei ihnen.

Räumliche Tiefe kann auf unterschiedliche Art und Weise wahrgenommen werden. Im zweidimensionalen Raum, also auf Fotos oder im Film, werden zum Beispiel perspektivische Informationen genutzt, die auch mit nur einem Auge erkennbar sind. Ein Beispiel dafür ist das Bild eines langen Korridors, bei dem die schräg zulaufenden Seitenwände den Tiefeneindruck erzeugen. Um unsere dreidimensionale reale Umwelt wahrzunehmen, brauchen wir aber beide Augen, denn beim Sehen liefern die Augen zwei leicht unterschiedliche Bilder von einer Szene. Eben diesen Unterschied nutzt das Gehirn, um räumliche Tiefeninformationen zu gewinnen, ein Mechanismus, der als binokulares Sehen bezeichnet wird.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler um Marko Nardini vom Institut für Augenheilkunde am University College London, wie Kinder und Erwachsene perspektivische und binokulare Tiefeninformation kombinieren. Die Studienteilnehmer mussten dabei zwei unterschiedlich schräge Flächen vergleichen und beurteilen, welche die flachere war. Sie bekamen dazu entweder perspektivische oder binokulare Information oder beides zusammen. Ergebnis: Erst ab einem Alter von zwölf Jahren werden die zwei Tiefeninformationsquellen verknüpft.

Als Grund dafür vermuten die Forscher eine unterschiedliche Zielsetzung von Erwachsenen und Kindern: Bei Kindern gehe es zunächst einmal darum, die in vielerlei Hinsicht noch unbekannte Welt möglichst schnell zu erfassen. Nach einigen Jahren seien dann die Rahmenbedingungen geschaffen, um auch auf größere Präzision Wert legen zu können.

Ist diese Sinnesverschmelzung aber erst einmal gelernt, können visuelle Informationen nicht mehr unabhängig voneinander wahrgenommen werden. Das bewiesen die Forscher, indem sie Kindern und Erwachsenen 3-D-Bilder mit widersprüchlichen Tiefeninformationen zeigten. Jüngere Kinder hatten keine Probleme schräge Flächen zu vergleichen, wenn sich die perspektivische Tiefeninformation nicht mit der Information aus dem binokularen Sehen deckte. Erwachsene konnten die Aufgabe jedoch nur schlecht lösen, da sie die gegensätzlichen Eindrücke miteinander kombinierten und eine Art Durchschnittswert bildeten.

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In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler nun die strukturellen Veränderungen im Gehirn, die sich während der Entwicklung der Tiefenwahrnehmung vollziehen, mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie sichtbar machen.

Marko Nardini (Institut für Augenheilkunde, University College London): PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.10737/pnas.1001699107. dapd/wissenschaft.de – Kristina Abels
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