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Lauschen für die Gesundheit

Erde|Umwelt

Lauschen für die Gesundheit
Zuhören macht robust ? zumindest bei Grillen: Grillenmännchen, die während ihrer Jugend das Zirpen anderer Grillen hören, verstärken ihr eigenes Immunsystem. Das hat ein britisch-amerikanisches Forscherteam jetzt entdeckt. Die Wissenschaftler liefern auch gleich eine Erklärung: Über die Laute anderer Männchen schließen die heranwachsenden Grillen darauf, wie dicht die Tiere zusammenleben ? sind es viele, verstärkt der Nachwuchs sein Immunsystem. Dieses Verhalten bietet den Wissenschaftlern zufolge Grillen einen Überlebensvorteil, denn je mehr Tiere in einem Gebiet leben, desto wahrscheinlicher breiten sich dort Parasiten aus.

Das Zirpen einer Grille ist weithin hörbar, nicht nur für das Grillenweibchen, das den sexuellen Lockgesang empfangen soll. Auch der männliche Nachwuchs lauscht mit und weiß die Geräusche auf erstaunliche Weise zu deuten, wie die Forscher aus ihren Ergebnissen schließen: Wenn es in der Nachbarschaft zirpt, ist der Bestand hoch.

Die Grille Teleogryllus oceanicus ist unter anderem auf den Hawaiianischen Inseln heimisch. Hier teilt sie sich ihren Lebensraum mit der parasitären Fliege Ormia ochracea, deren Larven sich von den männlichen Grillen ernähren. Auch die Fliege nutzt die Lockgesänge ? sie macht ihre Opfer anhand ihres Zirpens ausfindig. Bei hoher Populationsdichte der Grillen gibt es auch viele Parasiten und damit steigt das Risiko für jedes Männchen, befallen zu werden, erklären die Forscher. Dieser Bedrohung entgegnen die Grillen offenbar mit einem stärkeren Immunsystem, das sie resistenter gegen den Parasitenbefall macht.

In ihrer Studie untersuchten Bailey und seine Kollegen, ob die akustischen Reize direkt mit Veränderungen im Immunsystem in Verbindung stehen. Ein Teil des männlichen Grillennachwuchses wurde dafür per Playback mit Lockgesängen beschallt, ein anderer Teil wuchs in stiller Umgebung auf. Die Stärke des Immunsystems wurde anhand der Fähigkeit, künstliche Nylonimplantate einzukapseln, und der Aktivität eines antimikrobiell wirkenden Proteins gemessen. Es zeigte sich, dass Grillen, die mit dem Gezirpe männlicher Artgenossen im Ohr aufgewachsen waren, ein stärkeres Immunsystem entwickelten als Grillen, die das Zirpen nicht gehört hatten.

Bisher steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen, wie Insekten ihre soziale Umgebung ausloten. Oft scheint Berührung eine wichtige Rolle zu spielen. Dem Forscherteam ist es nun gelungen zu zeigen, dass auch akustische Reize als Informationsquelle dienen können.

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Nathan Bailey (Universität in St. Andrews) et al.: Biological Letters, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rsbl.2010.0659 ddp/wissenschaft.de – Kristina Abels
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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