Bislang war unklar, wann genau und wodurch die Attacken ausgelöst werden. Nun hat ein Team internationaler Wissenschaftler genetische Daten von 56.742 Menschen aus Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Island und Dänemark verglichen und dabei den Risikofaktor im Erbgut gefunden. Demnach haben Patienten mit einem speziellen Gen-Marker auf Chromosom acht ein deutlich höheres Risiko, eine Migräne zu entwickeln. „Unsere Daten weisen darauf hin, dass der Marker rs1835740 an der Glutamatregulation beteiligt ist“, erklärt Anttila. Glutamat ist ein sogenannter Neurotransmitter, der für den Transport von Informationen zwischen den Nervenzellen im Gehirn verantwortlich ist.
„Eine Anhäufung von Glutamat im Gehirn könnte eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Migräne spielen“, erklärt Co-Autor Christian Kubisch von der Universität zu Köln. Das jetzt identifizierte Gen reguliert beim gesunden Menschen den Abbau des Glutamats in den Nerven-Enden. Bei der Variante, die gehäuft bei Migräne-Patienten vorkommt, könnte diese Funktion gestört sein, vermuten die Forscher. Hier ergäbe sich folglich ein möglicher Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten. Die Leiden der Patienten ließen sich eventuell deutlich verringern, wenn es gelänge, die Ansammlung des Glutamats zu vermeiden.