Die Wissenschaftlerin stieß bei ihren Analysen auf einen klaren Geschlechtsunterschied: Je mehr ein Mann finanziell auf seine Frau angewiesen war, desto eher ging er fremd. Bei Männern ohne eigenes Einkommen konnte eine fünfmal höhere Wahrscheinlichkeit zur Untreue nachgewiesen werden, als bei Männern, die genauso viel verdienen wie ihre Frau. ?Die Ursache dafür könnte sein, dass Männer in einer solchen Situation unglücklicher sind. Aus diesem Grund betrügen sie. Nicht weil sie weniger Geld verdienen?, betont Munsch. Statistisch gesehen ist der männliche Seitensprung am wenigsten wahrscheinlich, wenn die Frau nur 75 Prozent seines Einkommens verdient.
Ironischer weise kommt es am anderen Ende der Skala wiederum zu einer vermehrten Untreue der Männer, konnte die Wissenschaftlerin zeigen: Wenn Männer signifikant mehr Einkommen beziehen als ihre Frau, neigten sie ebenfalls zu häufigeren Seitensprüngen. ?Auf der einen Seite bedroht ein geringeres Einkommen die Geschlechts-Identität des Mannes, weil sie seine traditionelle Rolle als Brotgewinner in Frage stellt. Auf der anderen Seite üben Männer, die mehr Geld verdienen als ihre Frau, Berufe aus, die in Geschäftsreisen und langen Arbeitszeiten mehr Gelegenheiten zum Fremdgehen bieten?, interpretiert Munsch ihre Ergebnisse.
Den Untersuchungen zufolge hatte die ökonomische Abhängigkeit für Frauen den gegenteiligen Effekt: Waren sie vollständig von ihrem Mann abhängig, so gingen sie um 50 Prozent weniger fremd als Frauen, die den gleichen Anteil des Haushaltseinkommen aufbringen. ?Für Frauen ist es normal weniger Geld zu verdienen? erklärt Munsch, ?wichtiger ist, dass finanziell abhängige Frauen weniger Gelegenheit zum Seitensprung haben. Außerdem treffen sie eine gezielte Entscheidung dagegen, da sie wissen, dass Untreue ihren Lebensunterhalt in Gefahr bringt.?