Die Biologen haben nun Beobachtungen ausgewertet, die sie über einen Zeitraum von 20 Jahren gesammelt hatten. Diese stammen von ausgewilderten Orang-Utans, die im Urwald der Insel Borneo leben. Beim Menschen finden Pantomimen besonders dann Anwendung, wenn Informationen zur Verdeutlichung einer Aussage benötigt werden. Beispielsweise repräsentiert ein drehender Finger einen Strudel. Wegen der Komplexität dieser Verhaltensweise hatten einige Forscher bislang angenommen, dass Pantomimen nur bei Menschen vorkommen. Dasselbe Prinzip nutzen aber auch Orang-Utans: Einer von ihnen nahm ein Blatt und wischte sich damit Dreck vom Kopf, währenddessen hielt er Augenkontakt mit seinem Gegenüber. Anschließend reichte er ihm das Blatt und forderte ihn auf es ihm gleich zu tun.
Die Orang-Utans verfügen den Forschern zufolge über ein großes Repertoire an solchen Pantomimen: Sie identifizierten 18 unterschiedliche Arten der Gestik und Mimik, 14 waren an Menschen gerichtet und vier an Artgenossen. Meist folgten sie auf eine zuvor gescheiterte Kommunikation, indem die Primaten diese durch Details verbesserten und die zuvor erfolglos eingesetzten Gesten vermieden. In 12 von 13 Fällen war diese ausführlichere Beschreibung erfolgreich. Dabei waren einige der Pantomimen erstaunlich komplex ? Merkmale, die auch für Sprache charakteristisch sind.
Diese vielschichtigen Gebärdenspiele ermöglichen Ausdrucksweisen, die in ihrer Funktion einzelnen Sätzen der Sprache entsprechen. „Sowohl beim Menschen, als auch beim Affen sind Pantomimen eine Erklärungshilfe und keine eigene Nachricht“, erklären die Biologen.