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Geste verrät Denken

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Geste verrät Denken
Nicht nur Körperhaltung und Mimik verraten, was in Politikern beim Reden vorgeht: Rechtshänder begleiten aus ihrer Sicht positive Ideen öfter mit spontanen Gesten der rechten Hand, Linkshänder verwenden die bei ihnen dominante Hand. Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden, das 3012 Redeausschnitte mit 1747 Gesten der Schlussdebatten in den US-Präsidentschaftswahlen 2004 und 2008 ausgewertet hat. So untermalte beispielsweise der spätere US-Präsident Barack Obama als Linkshänder fast alle negativen Gedanken mit Bewegungen der rechten Hand. Bei der gefundenen Verbindung zwischen Meinung und Körperbewegung spielen Kultur und Sprachkonventionen keine Rolle.

„In Labortests assoziieren Rechts- und Linkshänder positive Ideen wie Ehre oder Intelligenz mit ihrer dominanten Körperseite, negative Gedanken mit der eher schwächeren“, erklärt Daniel Casasanto vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen. Um diese Präferenz im realen Leben nachzuprüfen, haben die Wissenschaftler aussagekräftige Sätze aus Reden der US-Präsidentschaftskandidaten in den Debatten von 2004 und 2008 analysiert. Die Linkshänder vertraten dabei der Demokrat Obama und der Republikaner John McCain, die Rechtshänder wurden durch John Kerry (Demokrat) und George Bush (Republikaner) repräsentiert.

Von den registrierten 1747 Gesten wurden 920 beidhändig ausgeführt. Bei den verbleibenden 827 Gesten folgten die Politiker dem Rechts-Links-Schema. Besonders ausgeprägt untermalt der Linkshänder Obama seine Aussagen mit negativen und positiven Emotionen mit der rechten beziehungsweise linken Hand. Weniger deutlich, aber dennoch sichtbar ist das Muster bei McCain und Kerry. Uneinheitlich dagegen das Bild bei dem Ex-US-Präsidenten Bush: Er wedelte als Rechtshänder auch bei der Hälfte seiner von ihm als positiv bewerteten Aussagen mit der Linken. Die rechte Hand setzte Bush dagegen so ein, wie es sich nach der Studie für einen Rechtshänder gehört: Rechts ist gut.

„Menschen assoziieren gute Dinge mit der Körperseite, die sie sicher und in den Bewegungen flüssig einsetzen“, erklärt Casasanto. Dass dieser Regel auch die Linkshänder folgen, widerlege die Gültigkeit der in vielen Kulturen verankerten Assoziation von „gut“ mit „rechts“. Auch die Idee, dass linke und rechte Handgesten der politischen Gesinnung geschuldet sind, sei nicht belegbar. Für einige Redner ist die Verbindung von Hand und Emotion der Sprachaussage so signifikant, dass sie schon bei oberflächlicher Beobachtung festzustellen ist, schreiben die Wissenschaftler. Vor allem lohne es sich, die nicht dominante Hand zu beachten, die generell seltener für Gesten verwendet werde. In den Debatten zeigten sich die nicht dominanten Handgesten öfter bei negativen als bei positiven Statements.

Daniel Casasanto (Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Nijmegen) et al.: PLoS One, doi: 10.1371/journal.pone0011805 ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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