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Pieksendes Pflaster

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Pieksendes Pflaster
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Mikronadelpflaster (rechts) im Größenvergleich mit dem Rand einer Fünf-Cent-Münze. Die Mikronadeln durchstoßen die äußere Hautschicht und entlassen den Impfstoff in den Körper. Danach lösen sie sich auf. Foto: Sean Sullivan, Georgia Institute of Technology
Ein Mikronadelpflaster soll Impfungen in Zukunft verbessern und vereinfachen. Das von einem US-Forscherteam entwickelte Pflaster entlässt den Impfstoff direkt in die Haut, anschließend lösen sich die Nadeln auf und der Patient kann den Rest des Pflasters wieder entfernen. Im Experiment an Mäusen zeigte sich, dass diese Art der Immunisierung bereits nach einmaliger Anwendung einen höheren Impfschutz gegen Grippeviren bietet als die traditionelle Spritze. Zudem könnte die Erfindung den Mehrfachgebrauch von Spritzen verhindern, der wegen infizierter Nadeln besonders in Entwicklungsländern zur Verbreitung von HIV und Hepatitis B beiträgt. Für den Gebrauch des Pflasters sei keine medizinische Ausbildung nötig: Im Falle einer Pandemie könnte so durch Selbstanwendung eine rasche Massenimmunisierung erreicht werden.

„Die Haut ist eine besonders attraktive Stelle für die Immunisierung, weil sich dort zahlreiche Zellen befinden, die eine rasche Immunantwort auslösen“, erklärt der Co-Studienautor Richard Compans von der Emory University. Klinische Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Impfung in die Haut Vorteile gegenüber der intramuskulären Injektion aufweist, der Standardimpfmethode der Humanmediziner. Nadelfreie Pflaster waren ebenfalls getestet worden. Damit der Impfstoff jedoch in die gewünschte Tiefe in der Haut gelangen kann, müsse zunächst die äußere Hautschicht durchstochen werden, erklärt Studienleiter Sean Sullivan vom Georgia Institute of Technology in Atlanta. Die Lösung dieses Problems bildeten Mikronadeln, die aus einem Material bestehen, das zwar mechanisch stabil, aber dennoch wasserlöslich ist: Polyvinylpyrrolidon oder kurz PVP. Mit leichtem Daumendruck lässt sich das etwa münzgroße Mikronadelpflaster mit dem Impfstoff in die Haut pressen. Die Wissenschaftler stellen sich vor, dass diese einfache Form der Impfung ohne ärztliche Betreuung zu Hause anwendbar ist.

Im Versuch an Mäusen verglichen die Wissenschaftler das von ihnen entwickelte Impfpflaster mit der Standardmethode. 30 Tage später wurden die immunisierten Tiere mit einem Grippevirus infiziert. Ergebnis: Alle Mäuse blieben gesund. Drei Monate nach der ersten Impfung überprüften die Immunologen die Nager erneut. Die Mäuse, die eine Impfung mit Mikronadeln erhalten hatten, zeigten eine verbesserte Immunantwort und besaßen somit einen besseren Impfschutz. Der genaue Grund hierfür konnte noch nicht geklärt werden.

Obwohl die Wissenschaftler in ihrer Studie zunächst nur die Anwendung eines Grippeimpfstoffs untersucht haben, ist die Methode vermutlich auch für die Impfung gegen andere Krankheiten anwendbar. Bevor die Mikronadeln jedoch flächendeckend zum Einsatz kommen können, muss deren Sicherheit und Effektivität zunächst in klinischen Studien überprüft werden.

Sean Sullivan (Emory University and Georgia Institute of Technology, Atlanta) et al.: Nature Medicine, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1038/nm.2182 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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