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Fang mich, wenn du kannst!

Erde|Umwelt

Fang mich, wenn du kannst!
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Auch bei Gorillas ist die Konkurrenz untereinander groß. Darum versuchen die Menschenaffen, einen einmal erlangten Wettbewerbsvorteil langfristig zu sichern. Bild: Elke Zimmermann, Tierärztliche Hochschule Hannover
Nicht nur Menschen, sondern auch Gorillas versuchen, einen einmal erlangten Wettbewerbsvorteil zu halten. Das konnten Wissenschaftler aus England, Holland und Deutschland nun erstmals bei Gorillas beobachten, die Spaßkämpfe miteinander austrugen. Die Tiere verhielten sich dabei ähnlich wie Kinder beim Fangenspielen: Unmittelbar, nachdem einer der Affen seinen Spielpartner kurz geschlagen hatte, rannte er davon, damit ihm der Geschlagene nicht ebenfalls einen Klaps geben konnte. Das Verhalten der Tiere sei auch eine wichtige Übung, um spielerisch die Konsequenzen von Ungerechtigkeit auszutesten, sagen die Forscher: Die Affen lernten rasch, dass ein harter Klaps eine größere Reaktion auslöste, als ein sanfter.

Während Forschungen zu ähnlichen Themen bislang stets im Labor stattgefunden hatten, bildeten diesmal Videoaufzeichnungen von sechs Gorillagruppen in fünf Tierparks die Grundlage der Studie. Die 21 Primaten trugen insgesamt 86 Spaßkämpfe aus, während derer die Wissenschaftler das Spielverhalten der Tiere beobachteten. Das besondere Interesse der Forscher galt der Härte der Klapse, typischen Spielaktionen und den Gesichtsausdrücken von Jägern und Gejagten.

Auf einen festen Klaps folgte stets ein Rollentausch: Unmittelbar nach dem Kontakt trat der Schläger die Flucht an und der Geschlagene verfolgte ihn. Der Austeilende versuche auf diese Weise, seinen einmal erlangten Wettbewerbsvorteil zu sichern, folgern die Forscher. Durch das Spiel seien die Gorillas auf spätere ernste Situationen, beispielsweise die Verteidigung ihrer Reviere, gut vorbereitet.

Bemerkenswert war auch eine weitere Beobachtung: Wenn der Klaps sanft ausfiel, versuchte der aktive Gorilla nicht mehr, möglichst schnell wegzurennen, obwohl ihn sein ein Spielkamerad wiederum verfolgte. „Offensichtlich können sie die Härte der Klapse genau einschätzen und ihr Verhalten anderen gegenüber dementsprechend anpassen“, erklärt Ross. Die Fähigkeit, die Perspektive anderer einnehmen zu können, bilde die Grundlage für das Einfühlungsvermögen beim Menschen. Weitere Forschungen könnten somit das Wissen vertiefen, wie sich Konkurrenzdenken, Fairness und Moral unter Menschen entwickelt haben.

Davila Ross (University of Portsmouth, England) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rsbl.2010.0428 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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