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Synchron blinken für die Liebe

Erde|Umwelt

Synchron blinken für die Liebe
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Ein Weibchen des großen Leuchtkäfers blinkt eine Antwort.
Glühwürmchenmännchen haben eine ganz spezielle Taktik entwickelt, um die Damenwelt auf sich aufmerksam zu machen: Sie blinken synchron mit ihren Artgenossen und erleichtern es ihren Weibchen so, einen Partner ihrer eigenen Art zu finden. Das haben US-amerikanische Wissenschaftler jetzt herausgefunden. Jahrzehntelang hatten Forscher spekuliert, warum viele Leuchtkäferarten im Dunkel der Nacht synchron blinken – ein Naturschauspiel, das im Sommer ganze Wälder erleuchtet. Durch das Nachstellen des Phänomens im Labor konnten die Biologen jetzt zeigen: Das Durcheinander der verschiedenen Leuchtkäferarten ist für die Weibchen verwirrend und kaum durchschaubar, während synchrones Blinken den Weibchen die Möglichkeit bietet, Partner ihrer Art sofort zu erkennen und sich mit ihnen zu paaren.

Weltweit gibt es ungefähr 2.000 Glühwürmchenarten, davon blinkt etwa ein Prozent synchron. Glühwürmchenweibchen können die Lichtblitze der Männchen zwar über weite Strecken sehen, wie sie jedoch einen potenziellen Partner in der Vielzahl der sich bewegenden Lichter erkennen, war bislang unklar. Um das herauszufinden, fingen die Wissenschaftler weibliche Glühwürmchen im Nationalpark Great Smoky Mountains, der im Osten der Vereinigten Staaten im Bundesstaat Tennessee liegt, und imitierten das Blinken der zugehörigen Männchen mit acht Leuchtdioden. ?Auf diese Weise schufen wir eine virtuelle Welt für die Weibchen?, erklärt Andrew Moiseff. Jede einzelne Leuchtdiode repräsentierte ein männliches Glühwürmchen und blinkte alle zehn Sekunden im artspezifischen Muster. Dabei ließen die Forscher die Dioden zuerst simultan und später beliebig durcheinander blinken.

Während die Weibchen bei synchronem Blinken in mehr als 80 Prozent der Fälle reagierten und eine Antwort sendeten, die aus einem oder zwei charakteristischen Blitzen bestand, sank die Rate bei asynchronem Blinken auf unter zehn Prozent. Bei einem gleichzeitig ausgesendeten Signal der künstlichen Männchen konnten die Weibchen dieses also problemlos erkennen, schließen die Forscher. Hingegen schienen sie Probleme zu haben, das Signal zu identifizieren, wenn sie weniger koordinierte Lichtblitze empfingen.

Synchron blinkende Arten treten in der Natur oft dort auf, wo sich eine große Anzahl Glühwürmchenarten einen Lebensraum teilt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Weibchen ihre Aufmerksamkeit nicht auf ein einzelnes Männchen lenken können, sondern die Signale aus ihrem gesamten Sehfeld zusammenfassen. Dadurch verlieren sie die Orientierung und können die artspezifischen Muster nicht mehr erkennen. Gleichzeitiges Blinken hebt dieses Muster hervor, und die Weibchen finden den richtigen Partner sehr viel leichter. Moiseff ist erstaunt über diese Leistung: ?Glühwürmchen haben winzige Köpfe und Gehirne, können aber solch komplexe Probleme lösen.? Es gibt jedoch auch noch eine alternative Erklärung: Die Weibchen können zwar aus dem millionenfachen Blinken einen Partner ihrer Art erkennen, empfinden das asynchrone Blinken jedoch als weniger attraktiv.

Andrew Moiseff (University of Connecticut) und Jonathan Copeland (Georgia Southern University): Science, Bd. 329, S. 181 ddp/wissenschaft.de ? David Köndgen
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