Ein Sieg auf heimischem Terrain macht Lust auf mehr – zumindest bei Mäusen: Wenn die Tiere nämlich einen Kampf im eigenen Käfig gewinnen, gehen sie auch aus zukünftigen Kämpfen eher als Sieger hervor. Dabei spielen offenbar zwei Faktoren eine Rolle, hat ein US-Forscherteam entdeckt: Einmal erhöht der Sieg an sich die Empfindlichkeit bestimmter Gehirnregionen gegenüber männlichen Hormonen und verstärkt dadurch aggressives Verhalten, und zum anderen löst ein Erfolg in vertrauter Umgebung Veränderungen im Gehirn aus, die die Motivation steigern, sich in einen Kampf zu stürzen. Zusammen macht das zukünftige Siege wahrscheinlichen.
Die Wissenschaftler untersuchten 32 erwachsene, sexuell erfahrene Männchen der in Kalifornien heimischen Weißfußmaus Peromyscus californicus. Schon aus früheren Studien gab es Hinweise darauf, dass diese Tiere Kämpfe mit anderen Mäusen eher gewinnen, wenn sie zuvor im heimatlichen Territorium Siege erzielt haben. Das bestätigte sich auch in der aktuellen Studie, in der die Männchen drei Mal hintereinander entweder im eigenen oder in einem fremden Käfig mit jüngeren, sexuell unerfahrenen Gegnern kämpften, gegen die sie leicht gewinnen konnten. Um die Frage zu beantworten, wie dieser Effekt zustande kommt, untersuchten Matthew Fuxjager und sein Team anschließend, ob die Siege zu Veränderungen im Gehirn der Mausmännchen führen.
Bereits das Gewinnen an sich erhöht in bestimmten Hirnregionen die Anzahl der Rezeptoren, die auf Androgene ? männliche Geschlechtshormone ? ansprechen, stellten die Wissenschaftler fest. So war die Dichte der Rezeptoren sowohl nach Heim- als auch nach Auswärtskämpfen in einem Kerngebiet der Stria Terminalis erhöht ? einem Hirnareal, das soziale Aggression kontrolliert. Dagegen fand sich in zwei anderen Hirnregionen nur dann eine erhöhte Rezeptordichte, wenn die Mäuse zuvor einen Heimsieg errungen hatten. In diesem Fall stieg die Rezeptorzahl im Nucleus Accumbens und im Ventralen Tegmentum, zwei Regionen, die mit Motivation und Belohnungseffekten in Verbindung gebracht werden.
Zudem gewannen Mäuse mit Veränderungen in diesen Regionen auch zukünftige Kämpfe eher ? selbst dann, wenn diese gegen erwachsene, sexuell erfahrene Männchen stattfanden, entdeckten die Forscher. ?Gewinnen führt offenbar zu Veränderungen im Gehirn, die die Motivation zum Kämpfen erhöhen können und zukünftige Siege wahrscheinlicher machen?, schreiben Fuxjager und sein Team. Dabei verstärkt der Sieg an sich offenbar vor allem aggressives Verhalten, während ein Heimsieg zusätzlich die Motivation und den Wunsch zu kämpfen erhöht.
Matthew Fuxjager (University of Wisconsin, Madison) et al.: PNAS, Online Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1001394107 ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein