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Manche mögen's heiß

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Manche mögen's heiß
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Die in Argentinien entdeckten Eier haben ungewöhnliche Schalenstrukturen. Foto: Gerald Grellet-Tinner & Lucas Fiorelli
Dinosaurier nutzten schon in der späten Kreidezeit, vor mehr als 110 Millionen Jahren, die Geothermie: Sie gruben ihre Eier gezielt in der Nähe von heißen Quellen und anderen geothermisch aktiven Formationen ein und ließen sie von der natürlichen Hitze ausbrüten. Das schließt ein argentinisch-US-amerikanisches Forscherduo aus dem Fund von über 80 Dinosauriergelegen im Nordwesten Argentiniens, die in Gesteinsschichten in direkter Nachbarschaft alter geothermischer Strukturen erhalten blieben. Bislang sei zwar unklar, zu welcher Art die Eier gehören, sagen die Wissenschaftler. Vermutlich handelte es sich jedoch um große Pflanzenfresser, wie sie auch in benachbarten Regionen entdeckt wurden. Ziemlich eindeutig sei dagegen, dass die Tiere offenbar über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder gezielt das natürlich beheizte Gebiet aufsuchten, um dort ihre Eier abzulegen.

Die neuen Funde stammen aus dem Sanagasta-Tal, im Zentrum der Provinz La Rioja im nordwestlichen Argentinien. Die meisten Gelege enthalten drei bis zwölf Eier, einige wenige sogar bis zu 35 Eier. In vielen der Nestern sind die Eier in zwei Lagen gestapelt, ein Prinzip, das heute noch bei Krokodilen zu finden ist und laut den Forschern darauf hinweist, dass die Eier vergraben und nicht einfach auf dem Boden abgelegt wurden. Die Eier selbst sind relativ groß, manche erreichte einen Durchmesser von immerhin 21 Zentimetern.

Ungewöhnlich ist die Dicke der Schale: Sie variiert zwischen 1,2 und 7,5 Millimetern. Außerdem ist sie mit Kanälchen durchsetzt, die darauf hindeuten, dass die Eier in sehr feuchtem Boden abgelegt wurden. Diese Besonderheiten deuten auf eine ausgeklügelte Anpassung an die besonderen Gegebenheiten im Tal hin, glauben die Forscher: Da der Boden aufgrund der geothermischen Aktivität vermutlich mit relativ saurem Wasser durchtränkt war, bot eine dicke Schale dem frischgelegten Ei einen gewissen Schutz. Mit der Zeit löste die Säure jedoch immer mehr Schalenmaterial auf, so dass die Eihülle immer dünner wurde und der kleine Dinosaurier am Ende der Brutperiode leicht schlüpfen konnte. Anhand der in die fossilen Schalen eingelagerten Mineralien können die Forscher sogar schätzen, wie lange bei welcher Temperatur die Eier gelagert wurden: Sie brüteten vermutlich ein bis zwei Monate bei 60 bis 100 Grad Celsius.

Die Schalen verraten den Wissenschaftlern auch, wann das Sanagasta-Tal als Brutstätte genutzt wurde: Die Elementzusammensetzung passe genau zu einer Phase, die vor 134 Millionen Jahren begann und vor etwa 110 Millionen Jahren endete. Grellet-Tinner und Fiorelli hoffen nun, in einem der Eier oder in der Nähe eines der Gelege Knochen zu finden, um genau bestimmen zu können, welche Dinosaurierart die Erdwärmeheizung nutzte. Auch heute gibt es übrigens noch ein Tier, von dem man weiß, dass es sich die natürliche Hitze zunutze macht: Das auf der zu Tonga gehörenden Pazifikinsel Niuafo’ou beheimatete Pritchardhuhn legt seine Eier ebenfalls in Erdlöchern ab, die von Vulkanen beheizt werden.

Gerald Grellet-Tinner (Field Museum, Chicago) und Lucas Fiorelli (CRILAR-Forschungszentrum, Anillaco): Nature Communications, Online-Veröffentlichung, doi: 10.1038/ncomms1031 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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