Die Wissenschaftler untersuchten die Bakterien von neun Müttern, die kurz vor der Entbindung standen, und von ihren Neugeborenen, die wenige Minuten alt waren. Dabei stellten sie fest, dass vaginal geborene Babys von ähnlichen Bakterienarten besiedelt werden, wie sie auch im Geschlechtsbereich ihrer Mütter beheimatet sind. Bei den mit Kaiserschnitt zur Welt gebrachten Säuglingen fanden sich jedoch überwiegend gewöhnliche Hautbakterien. Unter ihnen konnten die Wissenschaftler auch den gefürchteten Krankenhauskeim Staphylococcus aureus identifizieren. Eine Infektion mit dem Krankheitserreger ist äußerst schwierig zu behandeln, da viele Stämme resistent gegen die gängigen Antibiotika sind. Im Rahmen einer im Jahr 2004 durchgeführte Studie wurde festgestellt, dass 64 bis 82 Prozent aller Neugeborenen, die an einer durch resistente Staphylokokken verursachten Hauterkrankung litten, durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden waren.
Nach Ansicht der Forscher übernehmen die Säuglinge bei ihrer Passage durch den Geburtskanal die mütterliche Vaginalflora. Der Geburtskanal ist ein stark von Bakterien besiedeltes Ökosystem, das relativ wenige Arten beherbergt, die jedoch darauf spezialisiert sind, schädliche Krankheitserreger zu vertreiben. Die direkte Übertragung der Flora von Mutter auf das Kind diene daher dem direkten Schutz des Neugeborenen vor einer Besiedlung durch Krankheitsauslöser, schreiben die Wissenschaftler. Zudem sorgen die Bakterien der Mutter offenbar für die Initialzündung des Immunsystems: Die wichtige Besiedelung des Verdauungstrakts durch gutartige Bakterien findet bei diesen Babys merklich früher statt.
Bereits frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Entbindung durch einen Kaiserschnitt und der Anfälligkeit für eine Reihe von Infektionskrankheiten, Allergien und Asthma nachwiesen. Die Studie schafft nun Klarheit über die Ursache. Eine steigende Anzahl von Neugeborenen kommt nicht in mehr Kontakt mit der mütterlichen Vaginalflora: Allein in den USA werden bereits 30 Prozent aller Entbindungen durch einen Kaiserschnitt ausgeführt. Die Forscher wollen weitere Studien durchführen, um mögliche Gesundheitsrisiken zu verstehen, die durch einen Kaiserschnitt verursacht werden.