Die Forscher um Brian Hynek untersuchten nun 52 Oberflächenformationen, die sie als alte Flussdeltas interpretierten. Hätte es einen Ozean auf dem Mars gegeben, müsste das Netzwerk der Flüsse und Deltas denen auf der Erde sehr ähnlich sein. Deltas gehören zu den typischsten Küstenformationen der Erde. Obwohl ihr Erscheinungsbild durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt wird ? beispielsweise Klima, Geologie, topografische Gestalt der Flüsse und Becken, Wellen und Gezeiten ? so gibt es doch eine wichtige Eigenschaft, die allen gemein ist: Sie befinden sich alle auf der gleichen Höhenlage, nämlich der des Meeresspiegels.
Demzufolge müssten auch die Deltas auf dem Mars eine altertümliche Küstenlinie markieren. Dies überprüften die Wissenschaftler anhand von Daten, die die Raumsonde Mars Observer geliefert hatte ? und stellten dabei Folgendes fest: Die Verteilung und die Höhenlage der untersuchten Deltas sprechen nicht nur deutlich für die Existenz eines Ozeans in der nördlichen Marshemisphäre, sie lassen auch Rückschlüsse auf eine enorme Gewässergröße zu. Die gewaltigen Wassermassen hätten demnach etwa 36 Prozent der Planetenoberfläche bedeckt.
Zudem steht die Höhenlage der Küstenlinie mit den Abflüssen des ausgedehnten Netzwerks aus Flusstälern im Einklang, ein weiterer Hinweis auf einen einheitlichen Meeresspiegel. Die marsianischen Flussdeltas sind von großem Interesse für die Forscher. Auf der Erde seien die Deltas ausgezeichnete Erhaltungsstätten für organische Kohlenstoffe und andere Biomarker, sagt Hynek. Viele Astrobiologen sind der Ansicht, dass mögliche Lebensformen auf dem Mars den irdischen Mikroorganismen sehr ähnlich gewesen sein müssten. Die Marsdeltas könnten sich somit als Schlüssel zur biologischen Geschichte des Planeten herausstellen.