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Ver-Damm-te Fische

Erde|Umwelt

Ver-Damm-te Fische
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Der Bau eines Staudamms verändert nicht nur die Landschaft, sondern hat auch Konsequenzen für das aquatische Ökosystem.
Die Aufstauung von Flüssen durch den Bau eines Damms hat einen direkten Einfluss auf die Körperform von Wasserlebewesen. Die karpfenartigen Fische der Art Cyprinella venusta verändern über Generationen hinweg ihre Gestalt, um mit der neuen Lebenssituation zurechtzukommen. Das haben US-Forscher bei der Untersuchung der Süßwasserfische herausgefunden, die sowohl aus Fließgewässern als auch aus Stauseen entnommen wurden. Demnach passen sich die Fische durch die Umgestaltung ihres Körpers innerhalb kürzester Zeit an die veränderten Fortbewegungsbedingungen in stehenden Gewässern an. Möglicherweise spielen Änderungen des Beuteverhaltens ebenso eine Rolle. Dies berichten die Wissenschaftler um Travis Haas von der Tulane University in New Orleans.

Derzeit existieren allein in den USA mehr als 79.000 Staudämme. Der Bau eines solchen Wasserreservoirs ist nicht nur ein tief gehender Einschnitt in die Landschaft, sondern hat auch Konsequenzen für das aquatische Ökosystem: Das Aufstauen des Wassers verwandelt einen Fluss in ein stehendes Gewässer. Eine vollkommen neue Herausforderung für die Wasserlebewesen, beispielsweise müssen sie das Fehlen der gewohnten Strömung verkraften. Travis Haas und seine Kollegen fanden heraus, dass in Stauseen lebende Fische der zur Ordnung der Karpfenartigen gehörenden Art Cyprinella venusta, auch Blacktail Shiner genannt, über mehrere Generationen ihre Körperform verändert haben.

Dazu untersuchten die Wissenschaftler Gewässer des Mobile River Basins im Südosten der USA, ein 113 000 Quadratkilometer umfassendes Gebiet mit 34 im Areal verteilten Dämmen. Um natürliche Unterschiede im Körperbau auszuschließen, die desto häufiger auftreten, je weiter die Populationen geografisch voneinander entfernt sind, studierten die Forscher immer nur jeweils Fische von benachbarten Flüssen und Reservoirs. Von ihren in Fließgewässern lebenden Artgenossen unterschieden sich die in Stauseen beheimateten Fische in mehreren Punkten: Besonders auffällig war der kleinere Kopf der Fische aus dem Reservoir sowie ihr schmalerer Körper im Gegensatz zu den breiteren Flussfischen. Darüber hinaus befand sich die Rückenflosse weiter vorne am Körper und war zudem an der Basis weitaus kürzer. Die Augen saßen etwas tiefer und mehr in Richtung des Bauchs. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen der Größe des Stausees und der Körpergröße von Cyprinella venusta feststellen.

Für die Forscher stellen die Änderungen in der Körpermorphologie eine direkte Antwort auf die neue Umgebung dar. Sie vermuten, dass das Aufstauen von Gewässern einen starken evolutionären Druck auf aquatische Lebewesen ausübt. Die Veränderungen der Körperform haben einen direkten Einfluss auf die Fitness der Fische. So beeinflussen die von den Forschern als morphologische Verschiebungen bezeichneten Veränderungen beispielsweise die Art der Fortbewegung der Wasserbewohner. Auch Veränderungen der Populationen der Beutetiere seien möglicherweise ein Auslöser für die körperliche Umgestaltung.

Travis Haas (Tulane University, New Orleans) et al.: Proceedings of the Royal Society, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1098/rsbl.2010.0401 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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