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Ein Anruf bei Mama beruhigt die Nerven

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Ein Anruf bei Mama beruhigt die Nerven
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Wenn Mama nicht direkt greifbar ist, genügt auch ein Anruf, um die Nerven zu beruhigen.
Wer gerade eine stressige Prüfung hinter sich hat, greift danach oft erst einmal zum Telefon und ruft eine vertraute Person an. Eine instinktiv richtige Handlung, um die strapazierten Nerven zu beruhigen, wie US-Forscher nun herausgefunden haben. Auf 7 bis 12 Jahre alte Mädchen, die sich in einer Prüfungssituation befanden, wirkte nämlich schon Mamas Stimme am Telefon nahezu genauso entspannend wie eine tröstende Umarmung der Mutter. Das stellten die Wissenschaftler fest, indem sie die Anteile des Stresshormons Cortisol und die des als Kuschelhormon bekannten Oxytocins im Speichel und Urin der Freiwilligen bestimmten. Die beruhigende Wirkung hielt selbst eine Stunde nach Ende der Prüfung noch an, berichten Leslie Seltzer von der University of Wisconsin-Madison und ihre Kollegen.

Bislang waren Forscher davon ausgegangen, dass Körperkontakt zwingend notwendig ist, um die Ausschüttung des beruhigend und bindungsstärkend wirkenden Kuschelhormons Oxytocin anzuregen. Studien an Nagetieren hatten diese Vermutung noch gefestigt. Seltzer und ihr Team überprüften sie jetzt jedoch erstmals auch in der Praxis. Dabei entschieden sie sich für die Untersuchung von Mutter-Tochter-Duos, da die Wirkung von Oxytocin bei Frauen prinzipiell besser untersucht ist und Jungen im selben Alter Umarmungen ihrer Mütter möglicherweise gar nicht zugelassen hätten. Für ihre Studie teilten die Wissenschaftler 61 Mädchen in drei Gruppen auf und ließen sie vor Publikum, in dem ausschließlich Fremde saßen, Sprachtests absolvieren und mathematische Aufgaben lösen. Anschließend durfte sich die eine Gruppe von ihren Müttern 15 Minuten lang durch Kuscheln und aufmunternde Worte Trost spenden lassen, während die Mädchen der zweiten Gruppe in dieser Zeit lediglich mit ihren Müttern telefonieren durften. Die dritte Gruppe schließlich bekam lediglich einen 75-minütigen gefühlsneutralen Film gezeigt, den auch die beiden anderen Gruppen im Anschluss an die 15 Minuten sahen.

Unmittelbar vor und nach der Prüfungssituation sowie vor und mehrere Male nach der Trostspendeaktion nahmen die Wissenschaftler Urin- und Speichelproben der Mädchen und untersuchten sie auf das Stresshormon Cortisol und das Kuschelhormon Oxytocin. Das Ergebnis: Zwar beschleunigte der körperliche Kontakt den Abbau des Stresshormons innerhalb der ersten 15 Minuten etwas im Vergleich zum rein verbalen Kontakt. Beide Gruppen zeigten im Gegensatz zu der Filmgruppe jedoch vergleichbar hohe Oxytocinlevel und der Effekt hielt gleich lange an. Die Forscher vermuten, dass dieser Mechanismus bei Frauen aufgrund der menschlichen Entwicklungsgeschichte besonders stark ausgeprägt ist: Im schwangeren Zustand oder mit Kindern im Anhang können sie im Gegensatz zu Männern oft nicht kämpfen oder die Flucht ergreifen, wenn sich ein möglicherweise feindlich gesinnter Artgenosse nähert. Um zu überleben, sind sie dann darauf angewiesen, das eigene Stresslevel zu senken, um schnell eine vertraute Beziehung zu dem Fremden aufbauen zu können.

Leslie Seltzer (University of Wisconsin-Madison) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences Bd. 277, Nr. 1690, doi:10.1098/rspb.2010.0567 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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