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Geflügelter Opportunist

Erde|Umwelt

Geflügelter Opportunist
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Der Weisskopfseeadler ist ein Anpassungsspezialist.
Der Weißkopfseeadler ist ein Opportunist, was seine Nahrung angeht: Er hat im Lauf der Jahrtausende immer wieder das Spektrum seiner Beutetiere verändert, haben amerikanische Forscher bei Isotopenanalysen von bis zu 20.000 Jahre alten Adlerknochen herausgefunden. Demnach haben sich die Adler auf den kalifornischen Kanalinseln während Jahrtausenden vorwiegend von Seevögeln ernährt ? ab dem 19. Jahrhundert zusätzlich von Aas von Schafen, die um diese Zeit eingeführt wurden. Aufgrund der heutigen kleinen Seevögel-Bestände und der fehlende Schafe könnten daher neu eingeführte Weißkopfseeadler den bedrohten Insel-Graufuchs oder seltene Seevögel als Beutetiere schlagen und dezimieren. Solche ökologischen Konflikte müssen bei Wiederansiedlungsaktionen verstärkt berücksichtigt werden.

Seit mehr als 200 Jahren ist der Weißkopfseeadler das Wappentier der USA. Die Greifvögel waren dennoch jahrhundertelang als Schädlinge verschrien, in ganz Amerika verfolgt und standen Mitte des 20. Jahrhunderts kurz vor der Ausrottung. In der Zwischenzeit haben sich die Bestände jedoch wieder erholt ? unter anderem weil in einigen Regionen der USA Adler gezielt ausgewildert werden. Auch auf den kalifornischen Kanalinseln ziehen seit einigen Jahren wieder einige ausgesetzte Adler ihre Kreise. Um einen stabilen Bestand zu erhalten, sind jedoch weitere Auswilderungen notwendig. Seth Newsome und seine Kollegen weisen daher darauf hin, dass dies momentan mit Risiken für bedrohte Arten und möglicherweise auch für die Adler selbst verbunden sein könnte.

In ihrer Arbeit analysierten die Forscher sowohl Adlerknochen und -federn jüngeren Alters als auch Überreste, die weit älter waren ? teilweise bis zu 20.000 Jahre. Aus der Konzentration von unterschiedlich schweren Atomen ? sogenannten Isotopen ? der Elemente Kohlenstoff und Stickstoff konnten sie die Hauptnahrung der Adler bestimmen. In Meerestieren wie Fischen oder Seevögeln ist die Konzentration von bestimmten Stickstoff- und Kohlenstoffisotopen nämlich deutlich höher als bei landbewohnenden Tieren. Mit genaueren Messungen können die Wissenschaftler sogar zwischen den einzelnen Meeresbewohnern und Landbewohnern unterscheiden.

Die Isotopenanalyse ergab, dass sich die Adler während Jahrtausenden vorwiegend von Seevögeln ernährten, bis um 1850 Schafe eingeführt wurden. Nachdem die Bestände der Seevögel heute nur noch klein sind und keine Schafe mehr auf den Inseln leben, sei es aufgrund der bekannten Anpassungsfähigkeit der Adler wahrscheinlich, dass die Adler wieder neue Nahrungsquellen erschließen, erklären die Wissenschaftler. So könnten ihnen etwa die auf den Kanalinseln lebenden Robben oder Arten wie der bedrohte Insel-Graufuchs oder seltene Seevögel zum Opfer fallen. „All diese Nahrungsquellen sind problematisch“, sagt Newsome. „Das Robbenfleisch ist mit Schadstoffen belastet und die Populationen der Füchse und Seevögel sind auf einem kritischen Niveau.“ Bei Wiederansiedlungsprojekten müssten die Verantwortlichen deshalb die Gefährdung der Adler durch belastete Nahrung und die Wirkung der Adler auf gefährdete Beutetiere berücksichtigen, betonen die Wissenschaftler.

Seth Newsome (University of Wyoming, Laramie) et al.: PNAS (Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.0913011107). ddp/wissenschaft.de – Thomas Neuenschwander
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