Dennoch galten bislang alle Tiere als eine einzige Art. Die verschiedenen Gruppen wurden zwar als unterschiedliche Typen betrachtet, von denen interessanterweise zum Teil mehrere in ein und demselben Lebensraum lebten. Eine genauere Eingruppierung war jedoch schwierig, da nur wenig über die Erbgutzusammensetzung der Tiere bekannt war. Die wenigen Bereiche, die bereits sequenziert worden waren, lieferten zudem nur unvollständige Informationen ? unter anderem, weil die Veränderungsrate der DNA mit der Zeit bei Walen äußerst gering ist. Um dieses Problem zu umgehen, nutzten Morin und seine Kollegen jetzt moderne Sequenzierungsmethoden, mit denen sehr viel mehr Proben in einer geringeren Zeit analysiert werden können als früher. Sie konzentrierten sich dabei auf das Genom der Mitochondrien, der kleinen Kraftwerke innerhalb der Zellen, das immer über die mütterliche Linie vererbt und daher häufig für die Aufklärung von Abstammungslinien verwendet wird.
Die Bausteinabfolge zeigte drei eindeutig unterschiedliche Gruppen, die drei bereits bekannten Typen entsprechen und nach Ansicht der Forscher als eigenständige Arten klassifiziert werden sollten. Die Abstammungslinie einer dieser Arten, die im östlichen Nordpazifik lebt, hat sich bereits vor etwa 700.000 Jahren und damit sehr viel früher als vermutet von den anderen Schwertwalgruppen getrennt. Die anderen beiden neu identifizierten Arten leben in den südlichen Ozeanen rund um die Antarktis und entwickeln sich seit etwa 150.000 Jahren eigenständig. Für die anderen Gruppen reiche die Datenlage aktuell noch nicht aus, um sie klar eingliedern zu können, schreiben die Wissenschaftler. Die genauere Kenntnis des Orca-Stammbaums ist vor allem deswegen wichtig, weil sie helfen kann, die einzelnen Varianten besser zu verstehen ? und sie damit auch besser zu schützen.