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Was Kopfschmerzen mit dem Sehen zu tun haben

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Was Kopfschmerzen mit dem Sehen zu tun haben
Migräne verursacht nicht nur Kopfschmerzen, sondern beeinträchtigt auch die Wahrnehmung der Betroffenen grundlegend: Sie können selbst in schmerzfreien Phasen unwichtige optische Eindrücke nur sehr schlecht ausblenden, haben schottische Forscher gezeigt. Dadurch haben die Patienten Schwierigkeiten, entscheidende Objekte in einer sehr detailreichen Umgebung zu erkennen. Besonders ausgeprägt ist der Effekt bei Patienten, die unter Migräne mit Aura leiden ? einer Form der Migräne, die mit optischen Wahrnehmungsstörungen einhergeht. Die Betroffenen sollten deshalb versuchen, Situationen zu meiden, in denen viele visuelle Eindrücke gleichzeitig auf sie einstürmen.

Die Forscher hatten jeweils zehn Migränepatienten mit und ohne Aura sowie zehn gesunden Kontrollprobanden Bilder vorgelegt, auf denen eine kleine leuchtende Scheibe zu sehen war. Bei einigen Abbildungen erzeugten die Wissenschaftler zudem sogenanntes optisches Rauschen, was die Bilder wie grobkörnige Fotografien aussehen ließ. Ein solches Rauschen simuliert zusätzliche, für die aktuelle Aufgabe unwesentliche optische Signale, die normalerweise gar nicht wahrgenommen beziehungsweise vom Gehirn ausgeblendet werden.

Genau diese Fähigkeit schien jedoch bei den Migränepatienten gestört zu sein, entdeckten die Forscher: Zwar schnitten die Migräne-Gruppen beim Test ohne optisches Rauschen genauso gut ab wie die Kontrollgruppe. In den Versuchen mit Rauschen hatten sie jedoch messbare Schwierigkeiten, das gesuchte Detail zu erkennen, wobei die Aura-Gruppe noch schlechter zurechtkam als die Patienten ohne Aura. Dahinter steckt vermutlich die generelle Über-Erregbarkeit der Gehirnzellen bei Migräne-Patienten, erläutern die Forscher. Nach einer verbreiteten Hypothese entstehen die starken anfallsartigen Kopfschmerzen dadurch, dass bestimmte Reize überdurchschnittlich viele Nervenzellen gleichzeitig aktivieren und sich diese Aktivierung dann über die Großhirnrinde ausbreitet. Erfasst sie auch das Sehzentrum, entwickeln sich die typischen Aura-Erscheinungen wie Flackern, Lichtblitze oder bunte Muster.

Etwas Ähnliches, nur weniger ausgeprägt, passiert nach Ansicht der Forscher auch beim Betrachten des optischen Rauschens: Hier scheinen ebenfalls ganze Gruppen von Nervenzellen aktiviert zu werden, in deren Feuer dann die Signale der für die Wahrnehmung eines bestimmten Objekts zuständigen Zellen untergehen. Bevor sich daraus jedoch neue Ansätze für die Behandlung von Migräne ableiten lassen, müssten die Ergebnisse erst noch in größeren Studien bestätigt werden, gibt Studienleiterin Wagner zu bedenken.

Doreen Wagner (Glasgow Caledonian University) et al.: Investigative Ophthalmology and Visual Science, Bd. 51, S. 2294 ddp/wissenschaft.de? Ilka Lehnen-Beyel
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