Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Krebs mit Tarnkappe

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Krebs mit Tarnkappe
Mit einem hinterhältigen Trick überlisten viele Tumore die körpereigene Abwehr durch weiße Blutkörperchen: Sie umgeben sich mit einer dünnen Oberflächenschicht und verkleiden sich dabei als Lymphknoten ? und damit als Teil des Abwehrsystems. Das haben Schweizer Wissenschaftler herausgefunden, als sie den schwarzen Hautkrebs bei Mäusen untersuchten. Der Tumor sondert ein Protein ab, das in gesunden Lymphknoten die Abwehrzellen anzieht und sie für Immunfunktionen vitalisiert. Bei Krebs helfen diese Proteine, eine Schutzschicht auszubilden. Die für den befallenen Organismus gefährliche Mimikry dürfte zum Ansatzpunkt für neue Therapien werden.

Lymphknoten sind quasi die Filterstationen für Gewebewasser und kommen entsprechend überall im Körper vor. Und sie sind Teil des Immunsystems, denn in den Lymphknoten vermehrt sich ein bestimmter Typ weißer Blutkörperchen, die Lymphozyten. Und diese machen hocheffizient Krankheitserreger, Fremdstoffe oder auch Krebszellen unschädlich. Den Wissenschaftlern um Melody Swartz von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne war nun aufgefallen, dass sehr viele Tumore ein Protein mit dem Namen CCL21 absondern, das normaler Weise die Körperabwehrzellen anzieht.

Um das Rätsel aufzuklären, untersuchten die Forscher Hautkrebs bei Mäusen. „Der Tumor trickst den Körper aus, indem er ihm vorspiegelt, körpereigenes Gewebe zu sein“, berichtet Swartz. Das von dem Geschwür ausgeschüttete Protein CCL21 spielt eine zentrale Rolle bei der Migration von Immunzellen im Gewebe, es wirkt aktivierend auf die Abwehrzellen und ist an der Organentwicklung beteiligt. Im Fall des Tumors bildet sich aber ein Gewebe, das dem von Lymphknoten ähnelt. Diese Schicht zieht nun die weißen Blutkörperchen an, deren Auftrag eigentlich in der Vernichtung von Krebszellen besteht. Die Lymphozyten werden nun umprogrammiert und akzeptieren dann den verkleideten Tumor als unschädliches Gewebe. Unter dieser Tarnkappe beginnt der Krebs nun ein schnelles, ungehindertes Wachstum.

Den Mechanismus, wie Tumore die Immunabwehr umgehen, bewerten die Wissenschaftler als einen wichtigen Schritt, neue Krebstherapien zu entwickeln. Auch ergebe sich ein vertieftes Verständnis in der Interaktion von Tumoren und dem Lymphsystem.

Melody Swartz (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1185837 ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

po|ly|go|nal  〈Adj.〉 in der Art eines Polygons, vieleckig

Rot|mi|lan  〈m. 1; Zool.〉 ein europäischer Greifvogel mit einem gegabelten Schwanz und rötlich braunem Gefieder (Milvus milvus); Sy Roter Milan … mehr

ein|ge|schlech|tig  〈Adj.〉 1 〈Bot.〉 entweder männlichen od. weiblichen Geschlechts 2 〈Gramm.〉 mit nur einem Artikel (Geschlechtswort) gebräuchlich … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige