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Schlachtfeld Samentasche

Erde|Umwelt

Schlachtfeld Samentasche
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Bei einigen Bienenarten kämpfen die Männchen bis auf das letzte Spermium um einen Wettbewerbsvorteil. Bild: Boris Baer, The University of Western Australia
Bei einigen Bienen- und Ameisenarten geht der Konkurrenzkampf der Männchen selbst im Geschlechtstrakt der Königinnen weiter. Zu diesem Schluss ist ein dänisch-australisches Forscherteam gekommen. Bei den betroffenen Arten paaren sich die Königinnen in ihrem ganzen Leben nur ein einziges Mal, dann aber mit mehreren Männchen. Den Samen speichern sie und greifen nach und nach darauf zurück, um ihre Eier zu befruchten. Jedes Männchen mischt jedoch seinem Samen ein Sekret bei, das den Samen der Konkurrenten angreift, um sich somit selbst nach der Paarung noch einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das ist ganz und gar nicht im Interesse der Königin, die möglichst alle Samen bewahren will, damit der Vorrat lange hält. Aus diesem Grund fügt sie der Samenmischung ihrerseits eine Substanz bei, welche die schädigende Wirkung des männlichen Sekrets neutralisiert, berichten Susanne den Boer von der Universität Kopenhagen und ihre Kollegen.

Insektenweibchen verfügen über ein Receptaculum seminis, eine Art Vorratstasche, in der sie Spermien über einen längeren Zeitraum speichern können, ohne eine Befruchtung auszulösen. Bei einigen Bienen- und Ameisenarten, die sich nur ein einziges Mal im Leben paaren, überlebt der männliche Samen in dieser Spermathek sogar mehrere Jahre lang. Nun gibt es bei Bienen und Ameisen sowohl Spezies, die sich bei der einmaligen Paarung nur von einem einzigen Männchen begatten lassen, als auch Arten, bei denen mehrere Männchen zum Zuge kommen. Da Konkurrenz im Tierreich jedoch allgegenwärtig ist, fragten sich die Wissenschaftler, ob bei den Arten mit Mehrfachbegattung die Männchen Maßnahmen ergreifen, um die Samenqualität ihrer Konkurrenten negativ zu beeinflussen. Im Verdacht hatten sie ein bestimmtes Geschlechtsdrüsensekret, das die Männchen aller Spezies ihrem Samen beimischen.

Ihre These überprüften die Forscher im Labor: Sie vermischten den puren Samen eines bestimmten Männchens einmal mit dessen eigenem Sekret, einmal mit dem eines Bruders und einmal mit dem eines fremden Artgenossen und ermittelten die Überlebensrate. Dieses Experiment führten sie sowohl bei Arten mit Einfach- als auch bei solchen mit Mehrfachbegattung durch. Das Ergebnis bestätigte die Theorie von den Boer und ihrem Team: Bei den Spezies mit Einfachbegattung konnte auch fremdes Sekret dem Samen nichts anhaben, wohingegen die Spermien bei den Arten mit Mehrfachbegattung durch fremdes Sekret immer signifikant dezimiert wurden. Ein differenziertes Bild ergab sich bei der Kombination aus dem Samen und dem Sekret eines Bruders: Hier scheint es artspezifische Unterschiede zu geben, da der Samen bei manchen Spezies ebenfalls stark angegriffen wurde, während er bei anderen Arten kaum beeinflusst wurde.

Allem Konkurrenzkampf zum Trotz haben jedoch wie so oft die Frauen das letzte Wort. Im letzten Versuch vermischten die Forscher die Spermien und die Sekrete zweier nicht verwandter Männchen mit dem Samentaschensekret einer Königin und überprüften erneut die Überlebensrate: Alle Raffinesse half den Männchen nichts, die Absonderungen des Weibchens neutralisierten die schädigende Wirkung und sorgten so für Chancengleichheit.

Susanne den Boer (Universität Kopenhagen) et al.: Science, Bd. 327, Nr. 5972, S.1506, doi: 10.1126/science.1184709 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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