Einem internationalen Forscherteam ist es erstmals gelungen, eine Wetterkarte des größten auf Jupiter tobenden Sturms zu erstellen. Der als Großer Roter Fleck bezeichnete Orkan ist auch der größte unseres Sonnensystems und existiert schon seit Hunderten von Jahren. Dabei ist er jedoch sowohl in seiner räumlichen Ausdehnung als auch über die Zeit gesehen überraschend stabil, wie die Wissenschaftler um Glenn Orten vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena nun herausfanden. Ermöglicht wurden die neuen Erkenntnisse durch Wärmebilder, die mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) und anderen auf der Erde stationierten Großteleskopen aufgenommen wurden, berichtet das Max-Planck-Institut für Astronomie.
Der Große Rote Fleck ist mit -160 Grad Celsius ein Kaltgebiet der Jupiteratmosphäre. Wie die Wärmebildaufnahmen verraten, herrschen jedoch in der besonders intensiv rot gefärbten Region in der Mitte des Großen Roten Flecks um drei bis vier Grad höhere Temperaturen als im Rest des ansonsten kalten Wirbelsturms. Erstmals könne nun ein direkter Zusammenhang zwischen der Färbung des Großen Roten Flecks und Umweltbedingungen wie etwa der Temperatur hergestellt werden, erklärte Studienleiter Glenn Orten. In den Randbereichen konnten die Wissenschaftler sogar dunkle Streifen erkennen, die sie als absinkende Gase identifizierten.
Glenn Orton zeigte sich begeistert: „Früher dachten wir, der Große Rote Fleck wäre ein Oval ohne großartige innere Struktur. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass es sich im Gegenteil um ein höchst komplexes Gebilde handelt.“ Denn der Temperaturunterschied zwischen der Kern- und der Außenregion des Großen Roten Flecks reicht beispielsweise aus, um die Drehrichtung des Sturms in einem kleinen Gebiet zu ändern: Während sich der Sturm eigentlich gegen den Uhrzeigersinn dreht, ist es im Zentrum umgekehrt. Auch andere Regionen der Jupiteratmosphäre würden von den Temperaturunterschieden beeinflusst, berichten die Forscher: So seien beispielsweise die Windgeschwindigkeiten und die Wolkenmuster an verschiedenen Stellen messbar verändert.
Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht