Für ihre Untersuchung teilten die Forscher Ratten in die Altersgruppen ?Kinder?, ?Jugendliche? und ?Erwachsene? ein. Sie verschlossen jeweils ein Ohr der Tiere, so dass diese einseitig taub waren. Dann wurden die Tiere in ihren Käfigen über Lautsprecher bis zu 70 Tage lang mit Hörimpulsen versorgt. Anschließend untersuchten die Forscher, welche Auswirkung ein zeitlich begrenzter Gehörverlust auf das Hörzentrum der Ratten hat ? den Teil der Großhirnrinde, der akustische Reize verarbeitet.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich die auditiven Muster im Gehirn der Tiere fehlerhaft ausbildeten: Die Stelle im Gehirn, die mit dem verschlossenen Ohr verbunden war, zeigte sich unterentwickelt, während das Gehirnareal, die für das offene Ohr zuständig ist, gut ausgebildet war. Am auffälligsten zeigte sich die Fehlanpassung bei Tieren, die sich noch im „Kindesalter“ befanden. Die Formbarkeit des Hörzentrums ist bei den Jungtieren noch groß, vermuten die Forscher. Es passt sich an den temporären Gehörverlust an.
Im Kindesalter entwickelt der Mensch typische Hörmuster, also Formen von Sprech- und Sprachstil, die mühelos hörend eingeordnet und wiedererkannt werden. Durch die fehlende Stimulation des Hörzentrums im Gehirn wird dieses Training gestört oder gar unterbunden. ?Glücklicherweise verfügt aber auch das voll entwickelte Hörzentrum noch über Formbarkeit?, erklärt Polley. Die Wissenschaftler wollen in zukünftigen Studien untersuchen, ob Betroffene ihre Hörfähigkeit durch ein Hörtraining wieder zurückerlangen können.