Verhielten sich einige Gruppenteilnehmer hilfsbereit und gaben viel Geld für das Gruppenprojekt aus, wirkte sich dies in der nächsten Spielrunde auch auf das Verhalten der Empfänger aus: Diese waren in der nächsten Spielrunde ebenfalls großzügiger ? und dies übertrug sich wiederum auf die anderen Teilnehmer in dieser Runde. Auf diese Weise wurde ein Domino-Effekt ausgelöst: Das großzügige Verhalten einer Person übertrug sich zunächst auf drei andere Teilnehmer, und diese gaben es wiederum an drei weitere ? also an insgesamt neun ? Probanden weiter.
Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass dieser Übertragungsprozess dazu beigetragen haben könnte, dass Zusammenarbeit in Gruppen überhaupt entstanden ist. Denn wenn sich in einer Gruppe mindestens ein hilfsbereiter Mensch befindet, würde dies die Hilfsbereitschaft der ganzen Gruppe und damit ihre Überlebenschancen erhöhen. „Ich fand es sehr aufregend, zu sehen, dass sich Freundlichkeit auch auf Menschen überträgt, die man nicht kennt und nie zuvor getroffen hat“, sagt Fowler. Dadurch ist auch ausgeschlossen, dass ein Teilnehmer sich in der nächsten Runde für die Hilfsbereitschaft eines anderen revanchieren wollte oder dass es ihm nur darum ging, seinen guten Ruf in der Runde zu erhalten.
Zwar stellte sich in der Untersuchung auch unkooperatives Verhalten als ansteckend heraus ? es gab jedoch keine Hinweise dafür, dass es sich stärker oder dauerhafter ausbreitete als kooperatives Verhalten. „Menschen müssen positive Eigenschaften wie Liebe und Freundlichkeit weitergeben, damit soziale Netze auf Dauer bestehen können“, sagt Christakis. „Sie bilden solche kooperativen Netzwerke, weil ihr Nutzen deutlich höher ist als der Aufwand für das hilfsbereite Verhalten.“