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Zickenkrieg

Erde|Umwelt

Zickenkrieg
Bei Kotkäfern der Art Onthophagus sagittarius besitzen auch die Weibchen Hörner. Diese setzen sie jedoch nicht etwa im Kampf um Männchen ein, sondern um sich bei der Brutpflege einen Vorteil gegenüber anderen Weibchen zu verschaffen: Tiere mit großem Horn gelangen zu mehr Mist und verteidigen ihre Brut erfolgreicher als Käfer mit kleineren Hörnern. Das haben australische Forscher entdeckt, als sie das sekundäre Geschlechtsmerkmal der weiblichen Kotkäfer und dessen Funktion genau unter die Lupe nahmen. Die Fähigkeit genügend Dung sammeln zu können ist für das Fortbestehen der Tiere absolut zentral: Nachdem sie ihn zu Kugeln gedreht haben, legen sie nämlich in jeden Ball ein Ei ab. Werden die Dungkugeln zu klein, finden die Larven zu wenig Futter und entwickeln sich zu schwachen Käfern, berichten die Wissenschaftler um Nicola Watson von der University of Western Australia in Crawley.

Über sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Hörner, Geweihe oder ein besonders prächtiges Federkleid verfügen im Tierreich meist die Männchen. Biologen gingen bisher davon aus, dass dies auf das konventionelle Paarungsverhalten zurückzuführen ist, bei dem die Männchen um die Weibchen werben ? und gegebenenfalls auch kämpfen. Die Bildung aufwendiger Verzierungen oder Waffen bei den Weibchen wäre damit unnötig und könnte sogar zu reduzierter Fruchtbarkeit führen.

Nun untersuchten die Forscher, warum es sich bei den Kotkäfern anders verhält. Für ihre Experimente maßen die Wissenschaftler die Größe der untersuchten Kotkäferweibchen sowie die Länge ihres Horns und teilten die Tiere in drei verschiedene Größenkategorien ein. Danach ließen sie die Käfer Eier legen, wobei 60 Weibchen alleine brüten durften. 60 weitere Tiere mussten ihre Brutkammer jeweils mit zwei Konkurrentinnen teilen, was den Wettbewerb um Mist und den Verteidigungsdruck der eigenen Eier stark erhöhte.

Kotkäferweibchen, die im Wettbewerb mit anderen Weibchen standen, legten viel weniger Eier als die übrigen Tiere, entdeckten die Forscher. Die Konkurrenzsituation führte dazu, dass diese Käfer weniger Mist für sich beanspruchen konnten: Gegenspielerinnen klauten den Weibchen ihre schon gedrehten Kugeln, stahlen Dung oder ersetzten fremde Eier durch eigene. Im Kampf um die Mistressourcen spielten die Größe der Tiere und die Länge ihrer Hörner eine wichtige Rolle, erklären die Wissenschaftler: Kleinere Weibchen konnten sich kaum fortpflanzen, wenn größer gewachsene Rivalinnen vorhanden waren und ihnen den Mist streitig machten. Für große Tiere hingegen hatte der Konkurrenzkampf nicht gleich starke Einbußen in der Fortpflanzung zur Folge. Waren die im Wettbewerb stehenden Käfer jedoch ungefähr gleich groß, war die Hornlänge ausschlaggebend: Je länger das Horn der Weibchen, desto leichter erkämpften sie sich Mist und desto mehr Eier konnten sie erfolgreich ablegen.

Nicola Watson (University of Western Australia, Crawley) et al.: Proceedings of the Royal Society B, doi:10.1098/rspb.2009.2335 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel
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