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Stützpunkt: Gallenstein

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Stützpunkt: Gallenstein
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Gallensteine können Typhus-Erreger vor dem Immunsystem verbergen. Foto: Stell98, wikipedia.org, public domain
Gallensteine helfen Typhus-Erregern, sich gegen das Immunsystem zu wehren: Die Bakterien lagern sich auf der Oberfläche der Steine ab und bilden dort einen der gefürchteten Biofilme ? eine Kolonie-Form, bei der die Mikroben gemeinsam eine extrem effektive Schutzschicht um sich herum aufbauen. Das haben jetzt mexikanische und US-amerikanische Forscher entdeckt, als sie operativ entfernte Gallensteine von Typhuspatienten genauer unter die Lupe nahmen. Die Beobachtung erklärt, warum Antibiotika bei einigen Infizierten nicht in der Lage sind, die Bakterien auszumerzen ? die Wirkstoffe können gegen den Biofilm einfach nichts ausrichten. Die Betroffenen scheiden zum Teil noch Jahre nach einer akuten Infektion die Erreger aus, ohne selbst etwas davon zu merken.

Schon in früheren Studien hatte sich ein Zusammenhang zwischen der Beharrlichkeit der Typhus-Erreger und dem Vorkommen von Gallensteinen gezeigt, speziell solchen, die hauptsächlich aus Cholesterin bestehen. Um das nun genauer zu untersuchen, fütterten die Forscher zuerst zwei Mäusegruppen mit unterschiedlicher Nahrung: Die eine Gruppe erhielt normales Nagetier-Futter, während die Kost der anderen mit Cholesterin und Cholsäure angereichert wurde, was bekanntermaßen die Bildung von Gallensteinen fördert. Anschließend infizierten die Forscher die Tiere mit Typhusbakterien. Ergebnis: Die Krankheitserreger bildeten bei den Tieren mit cholesterinreicher Diät einen Biofilm um die entstehenden Gallensteine. Außerdem konzentrierten sich die Bakterien im Gallenblasengewebe, in der Galle selbst und in den Fäkalien der Mäuse.

In einem zweiten Schritt untersuchten die Forscher, ob Gallensteine auch beim Menschen den Typhus-Erregern Unterschlupf gewähren können. Dazu untersuchten sie operativ entfernte Gallensteine von Patienten in einem Typhus-Gebiet in Mexiko, die keine akuten Symptome der Infektion zeigten. Zusätzlich analysierten die Wissenschaftler Gallenblasengewebe, Gallenflüssigkeit und den Stuhl der Probanden. Fünf der 103 untersuchten Patienten waren offensichtlich Träger der Bakterien, zeigte die Auswertung. Bei vier von ihnen konnten die Forscher zudem eindeutig bakterielle Biofilme auf entnommenen Steinen nachweisen.

Bei Patienten, die sowohl Typhusbakterien in sich tragen, als auch über Gallensteine verfügen, zeigen Antibiotika oft keine Wirkung, erklären die Forscher. Die Entfernung der Gallenblase bleibt damit häufig die einzige erfolgreiche Behandlungsmethode. Mit den neuen Erkenntnissen könnten in Zukunft jedoch Therapieansätze entwickelt werden, die die Verbreitung der Krankheit verhindern, schreiben die Forscher. Schätzungen zufolge erkranken jedes Jahr weltweit 22 Millionen Menschen an Typhus, die meisten von ihnen in den Entwicklungsländern. Unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen, die Gabe von Antibiotika steigert die Überlebensrate jedoch beträchtlich.

Robert Crawford (Ohio State University, Columbus) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1000862107 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel
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