Um nun zu prüfen, ob es beim Hören ebenfalls ein aktives Stopp-Signal gibt und wenn ja, wie es erzeugt wird, untersuchten die Forscher um Ben Scholl von der University of Oregon in Eugene die Nervenimpulse im Hörzentrum von Ratten. Dazu erfassten sie die elektrische Aktivität zu Beginn und am Ende unterschiedlich langer Töne. Tatsächlich fanden sich für beide Fälle typische Aktivierungsmuster, die sich deutlich voneinander unterschieden: Ein Nervenzell-Set reagierte sehr stark auf das Einsetzen eines Tons, während ein anderes Set auf dessen plötzliches Abbrechen ansprach. Eine Überlappung zwischen den beiden Netzwerken schien es dabei nicht zu geben.
Es existieren also offenbar wirklich separate Kanäle für Beginn und Ende von Geräuschen, schließen die Forscher. Sie vermuten, dass dieses Prinzip hilft, akustische Reize zu ordnen ? schließlich müssten Ohr und Gehirn ja wissen, wann sie mit der Bearbeitung eines Geräuschs aufhören können. Die gezielte Registrierung von Beginn und Ende eines Tons dienen dabei vermutlich als Orientierungspunkte, mit deren Hilfe zusammengehörende Töne wie etwa die Silben eines Wortes als einheitliche Gruppe behandelt werden. Auf diese Weise sei es möglich, beim Hören die Grenzen zwischen zwei Wörtern exakt zu identifizieren. Zudem scheint das Stopp-Signal als eine Art Reset-Schalter zu fungieren, das das Hörsystem wieder auf Anfang stellt und so die nächste Registrierung von Gruppierungssignalen ermöglicht. Dieses System genau zu verstehen, dürfte in Zukunft helfen, bessere Hörhilfen für Schwerhörige zu entwickeln, schreiben die Forscher.