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Bäume mit femininer Seite

Erde|Umwelt

Bäume mit femininer Seite
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Blätter des Walnussbaums enthalten Progesteron, ein weibliches Geschlechtshormon. Foto: iPhoto
Das weibliche Geschlechtshormon Progesteron kann nicht nur von Tieren, sondern überraschenderweise auch von Pflanzen gebildet werden. Das hat ein internationales Forscherteam jetzt entdeckt, als es die Blätter von Walnussbäumen im Labor genau untersuchte. Der auch Gelbkörperhormon genannte Botenstoff wird bei Menschen und Säugetieren in den Eierstöcken produziert und bereitet unter anderem die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vor. Weshalb nun auch Walnussbäume dieses Hormon herstellen, stellt die Forscher vor ein Rätsel. Die Entdeckung deutet ihrer Ansicht nach aber darauf hin, dass höhere Pflanzen und Säugetiere näher miteinander verwandt sein könnten als bisher angenommen.

Bis jetzt sind Wissenschaftler davon ausgegangen, dass nur Menschen und Tiere Progesteron herstellen können: Das Hormon wird in der zweiten Zyklusphase und insbesondere während einer Schwangerschaft in großen Mengen ausgeschüttet. Es bereit einer möglichen Befruchtung der Eizelle den Boden, steuert die Schwangerschaft und erhält diese aufrecht. Eine synthetische Version des Botenstoffs wird in Antibabypillen eingesetzt, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

„Die biologische Funktion von Progesteron wurde bei Säugern ausgiebig untersucht, nicht aber bei Pflanzen. Dass das Hormon auch dort vorkommen soll, liegt nämlich nicht einfach auf der Hand“, erläutert Guido Pauli von der University of Illinois. Zwar hatten Wissenschaftler schon früher progesteronähnliche Substanzen in Pflanzen nachgewiesen, der Botenstoff selbst jedoch blieb unentdeckt. Pauli und seine Kollegen spürten ihn jetzt auf, indem sie mit Magnetresonanzspektroskopie und Massenspektroskopie die Blätter von Walnussbäumen untersuchten. Außerdem entdeckten sie in Hahnenfußgewächsen fünf bisher unbekannte Hormone, die eng mit Progesteron verwandt sind.

Die Forscher vermuten, dass Progesteron ein sehr ursprünglicher Bioregulator sein könnte, der vor Milliarden von Jahren in Ur-Pflanzen entstanden ist. Stimmt diese Annahme, ist das Hormon wohl früher in der Evolution aufgetaucht als Tiere und moderne Pflanzen. Die evolutionäre Rolle und Funktion des Gelbkörperhormons müsste deshalb grundlegend überdacht werden, schreiben die Wissenschaftler.

Guido Pauli (University of Illinois, Chicago) et al.: Jounal of Natural Products, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1021/np9007415 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel
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Fit|ting  〈n. 15; meist Pl.; Tech.〉 Verbindungs–, Anschlussstück für Rohrleitungen, z. B. Gas–, Wasserleitung [engl., ”Ausrüstung, Montage“]

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